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Scorpion Child, Horisont
03.04.2014, Weekender Club, Innsbruck 
DARKSCENE presents  
DarksceneTom
DarksceneTom
(139 Live-Berichte)
Wenn das kapitale Retro-Package im Weekender Club aufschlägt, um Innsbruck einen amtlichen Punch erdigen Gitarrenrocks mit 70er Flair zu geben, herrscht bereits am späten Nachmittag "Schlaghosen Alarm from Hell". Es sind schöne, aber auch harte Zeiten für den fußballliebenden Metalfan der Tiroler Landeshauptstad. Neben dem (mittlerweile verlorenen) Wacker Innsbruck Abstiegskampf stehen knapp 20 interessante Konzerte in zwei Monaten am Programm, um die Konzertlandschaft so enorm zu verdichten, dass es einem einfach nicht mehr möglich ist, bei jeder relevanten Hochzeit mitzutanzen. Jammern auf hohem Niveau, aber bleiben wir bei der Sache.

Während sich die, mit zwei Mercedes Sprintern und ein Wohnmobil angereisten Bands des Tourtrosses (...knapp am besprayten VW-Bus vorbeigeschrammt aber immer noch cool...) sympathisch, pflegeleicht und merklich dankbar für das gebotene Catering, einen tollen Club und die professionelle Abwicklung zeigen (nach zwei Italo-Shows in Mailand und Bologna wohl eine Wohltat), finden sich langsam knapp 180 Musikfans, bunt gemischt aus Metalhead, Alternative Rocker und klassischen Rockdinos im Weekender ein, um sich am Punkt 20:30 die Donnerstagsbedienung abzuholen und das Wochenende verfrüht einzuläuten.



Jackson Firebird

Jackson Firebird ist mal locker einer der besten Bandnamen seit langer Zeit. Das klingt nach Coolness, das klingt nach fetten Cadillacs, Sommer, Sonne, Hitze, Whiskey und Schweiß. Daher rührt vielleicht auch das kultige Stirnband des völlig verrückten Drummers, der da plötzlich am Boden der Bühne hockt und so ziemlich jeden mit seiner intensiven "Freihandperfomance" überrascht, bei der er auf einen Hocker und ein Blech (aka als "Bottle Bin") eindrischt als ob es kein Morgen gäbe. Daneben steht ein cooler Langhaariger, der seiner Gitarre massive gedoppelte Riffs und Grooves rausholt, als wäre er eine komplette Band. Sehr cooler und verdammt eigenwilliger Start und auch der Rest der Show dieser beiden abgefahrenen Australier kann jeden im Vorfeld gehegten Zweifel über eine "2-Mann-Band" volley entschärfen. Während man eigentlich völlig fassungslos auf die beiden Irren starrt, die hier auf dieser Bühne ein amtliches und höllisch inbrünstiges Groove-Feuerwerk entfachen, kommen dem geeichten Soundfreak viele Querverweise in den Sinn. Natürlich ist die Mutter des Ganzen der staubige 70er Rock. Nebst klassischen Stoner Rock Vibes Marke Kyuss, einer dezenten Blues Note und dem fein eigeflochtenen Metallica-lead sind es aber vor allem saftige 90er Jahre Alternative-Akzente von Bands wie Primus, Rage Against The Machine, Monster Magnet oder diversen Grunge-Interpreten, die einem durch den Kopf gehen.



Mag verrückt oder gar anstrengend klingen, ist es aber nicht. Klar ist es irre, aber in erster Linie groovt der Sound, den diese beiden offensichtlichen Vollfreaks hier von der Bühne zaubern unglaublich fett und zielsicher. Optisch ist die Performance ein richtiger Bringer. Das was Jackson Firebird zelebrieren klingt nach Garage, funktioniert aber ohne Wenn und aber auch auf jeder Festivalbühne. Der Enthusiasmus, den die beiden Typen bei coolen Nummern wie "She Said", "Little Missy" oder "Quan Dan" an den Tag legen, lässt die Vermutung aber ohnehin nahe liegen, dass es ihnen überall auf der Welt Spaß machen würde abzurocken. Das ist pure Spielfreude und während Kollege Maggo die sinnführende Vermutung an den Tag legt, dass die Herren Harvey und Hudak in jungen Jahren genau die beiden Kerle waren, die bei "Waynes World" willenlos moshend auf Wayne's Auto-Rückbank gesessen sind, kann ich nur meinen Hut vor einer so coolen Performance ziehen, bei der man zu jeder Sekunde merkt, wie viel Spaß die Protagonisten an ihrem Tun und Lassen haben.



Jackson Firebird sind fetzcoole Typen, die wohl im Proberaum gleich steil gehen wie auf jeder Bühne. Offensichtlich totale Freaks, klasse Musiker und zwei weitere absolut authentische "Beavis And Butthead"-Rocker auf der Landkarte. Ich bin mir nicht sicher, ob der Sound der Australier auf Plate ebenso cool rüberkommt wie live, das anstehende Jackson Firebird Debütalbum "Cock Rockin'" kann man sich aber trotzdem mal auf den Spickzettel schreiben, denn eigenständig ist die Chose der Jungs allemal...



Horisont

Wo Jackson Firebird noch fett in den 90er Jahre wucherten, beginnt mit Horizont nun endgültig die totale Zeitreise. Retro party pur ist angesagt, wenn fünf Typen auf der Bühne stehen, die bis zur Socke auf 70er Jahre getrimmt sind. Mehr Retro-flair geht nicht. Mehr Fransen, Schlaghosen und Koteletten auch kaum. Jason King total und wen wundert's, dass hier Led Zeppelin und die 70er Jahre Black Sabbath ebenso unüberhörbar sind, wie die episch psychedelische Schiene ihrer Zeit. Wishbone Ash, Ufo, Deep Purple und natürlich die ganz frühen Iron Maiden haben unüberhörbar ihre Spuren im Sound der Schweden hinterlassen. Auch die psychedelische Rock Note von "Jesus Christ Superstar" muss in die Liner Notes, und dass dieses Konstrukt dann von einer musikalisch superben Band und einem großartigen Sänger unglaublich stimmungsvoll transportiert werden kann, ist kaum verwunderlich. Vor allem weil Horisont richtig klasse Songs schreiben können und sich völlig zu recht im Fahrwasser ihrer erfolgreichen Landsleute Graveyard und Witchcraft zu einer der besten Bands des Genres entwickelt haben.



Hier steht natürlich noch mehr 70er Jahre Hard Rock am Programm und hier klingt auch alles wie ein Soundtrack dieser Zeit. Neben sehr geilen und ungezwungen coolen Songs wie dem grandiosen "Writings On The Wall", dem herrlichen "On The Run", dem perfekten Retro-Hollywood Soundtrack "The Unseen" oder "She Cried Wolf", sind es dann natürlich besonders die verträumt psychedelischen Momente wie "Crusaders Of Death", die mir bei Horisont auch live so unheimlich gut gefallen. Immer sind es diese herrlichen Gitarrenleads die einen förmlich hypnotisieren, während die Stimme von Axel Söderberg ohnehin superb ist. Nicht jedermanns Sache vielleicht, aber in meinen Augen die perfekte Stimmlage für diesen Sound. Der Kerl bewegt sich nicht nur wie der junge Ozzy, er ist auch ein großartiger Sänger, der den Ian Gillan ebenso mimen mag, wie einen Martin Turner.



Horison haben nicht nur drei wirklich starke Alben im Gepäck, sondern sie sind auch eine richtig gute Liveband. Auch, oder besser gesagt gerade weil der Punch im Vergleich zu den beiden anderen Acts des Abends deutlich reduzierter rüberkommt und weit mehr auf Stimmung und Feeling gelegt wird, schließt sich der Kreis eines superben Genre-Packages bereits bei der Show von Horisont und während Kollege Werner glaubt bei "Eyes Of The Father" gar das "Two Minutes To Midnoght" Thema wieder erkannt zu haben, wo er wahrscheinlich sogar recht hat, strömen die sichtlich zufriedenen Fans ein letztes Mal zur Rauchpause.



Scorpion Child

Zeit für den Headliner. Zeit für den ultimativen Rock Frontman, Aryn Jonathan Black. So soll ein Rockstar aussehen. So soll sich ein Rockstar bewegen und genau so eine Stimme soll ein Rockstar haben! Dass Scorpion Child noch keine Rockstars sind und nach nur einem full-length Album vielleicht noch nicht ganz die Hitdichte für einen echten Headlinerset haben, lässt sich durch einen intensive Liveshow der vier lässigen Typen aus Austin dann auch gut verschmerzen. In erster Linie punkten die Amis zwar musikalisch, die Attitüde ist aber auch ein unumstritten großer Faktor ihrer Zelebration. Krautrock und psychedelische Anleihen der 70er hier, saftig druckvolle Rhythmen da und eine fette Brise Led Zeppelin über allem. Auch hier wird einem wieder bewusst, dass Teile der 90er Grunge Bewegung ihrer Urväter in Bands wie Black Sabbath oder Pentagram verkörperten, und dass diese einstige Seattle Bewegung weit näher an dem angesiedelt war, dass man heute abgedroschenerweise Classic Rock nennt, als es viele Kritiker einst lieb haben wollten. Eddie Vedder würde Aryn Jonathan Black jedenfalls mögen, nicht zuletzt weil dieser nicht nur die Tonlage zwischen Robert Plan und dem jungen Coverdale abdeckt, sondern auch gern mal an den begnadeten Pearl Jam Fronter erinnert.



Scorpion Child geben von Beginn an alles und auch bei ihrem Set ist der Sound im Weekender perfekt abgemischt. Die Jägermeisterpulle geht die Runde, die Tamberine wird einer jungen Dame im Publikum übergeben, die Bühnenperformance ist richtig klasse und mitreisend und die Show kraftvoll und fett. Das ist in meinen Augen Led Zeppelin pur, nur mit zwei dicken Eiern der Neuzeit und einem richtig fetten Punch versehen. Natürlich könnten die Amis ein wenig mehr Hitpotential vertragen und der ein oder andere richtige Killersong könnten Scorpion Child zu einer echt großen Nummer machen. Was nicht ist kann ja noch werden und wenn man sieht, wie sie die fünf Jungs teilweise durch ihre Songs stampfen, darf man durchaus noch daran glauben. Neben dem unumstrittenen Mittelpunkt A.J. Black ist auch die restliche Band richtig tight und präsent. Shaun Diettrick Avants überzeugt am Bass mit coolster Rhythmik, während Gitarrist Jay Cowart konsequent abrockt. Ich werden den Gedanken einfach nicht los, dass ich mich als Musiker, wenn ich diesen Sänger und diese Attitüde hätte und vielleicht auch weiß, dass mir der ein oder andere "echte" Hit im Set gut täte, selber geißeln würde, wenn ich "kein" Led Zeppelin Cover spielen täte. Aber sie taten es nicht, was meine bescheidene Meinung Lüge straft. Cool wäre es dennoch gewesen.



So ist der musikalische Höhepunkte eines richtig kurzweiligen Sets dann wie erwartet ohne Zweifel das richtig großartige "Ploygon Of Eyes". Spätestens wenn man diesen Song, diesen richtigen Hit live erlebt, dann glaubt man auch wieder ganz fest daran, dass die Karriere von Scorpion Child noch lange nicht am Zenit angekommen ist. Ende, over, out. Kurz vor Mitternacht ist Schluss. Die Fans feiern die Band, wir harren der Dinge und bedanken uns für eine richtig coole Clubshow!



Fazit: Wir durften drei junge, sympathische, richtig coole und hungrige Bands, die ihr Tun und Lassen mit purem Enthusiasmus und totaler Überzeugung rüberbringen, erleben. Hier war richtig Feuer auf der Bühne und so ähnlich sich die musikalische Gesinnung der Bands auch war, so unterschiedlich ihre Kunst und so kurzweilig der Abend.
Ich sag's mal diplomatisch: Jackson Firebird waren am Coolsten, Horisont am Besten und Scorpion Child am Geilsten. Ziemlich klasse waren sie alle drei, Genre Fans haben die absolute Vollbedienung abgekriegt und für den Hard Rock- und Metalfan Baujahr 76 war diese Show mal wieder ein richtig cooles Vintage-Rock-Kontrastprogramm in der perfekten Clublocation des Weekender...

Wer Lust auf Mehr bekommen hat, der soll sich bitte jetzt schon die Show der großartigen Blue Pills am 6. Mai im Weekender Club fett im Kalender anstreichen. Auch diese Show wird definitiv grandios...



Unser Dank für die Livefotos geht an Bernhard Schösser von www.freizeit-tirol.at.
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