HomeNewsReviewsBerichteTourdaten
InterviewsLiveSpecialsArchiv ImpressumDatenschutz
Anmeldung
Benutzername

Passwort


Suche
SiteNews
Review
Mega Colossus
Showdown

Review
North Sea Echoes
Really Good Terrible Things

Review
Whom Gods Destroy
Insanium

Interview
Night In Gales

Review
Hammer King
König und Kaiser
Upcoming Live
Wörgl 
Hamburg 
Statistics
282 Interviews
388 Liveberichte
194 Specials
Anzeige
Watain
11.04.2014, Kulturfabrik, Kufstein 
 
Bad Lieutenant
Bad Lieutenant
(2 Live-Berichte)
"The Wild Hunt" (zum Review) hat es letztes Jahr eindrucksvoll bestätigt, Watain bilden immer noch die qualitative Speerspitze des zeitgenössisch satanischen Metal , und es braucht kein nächtliches Tieropfer in der Sillschlucht, um dies gutzuheißen und den Schweden massives Songwriting-talent bei größtmöglicher Authentizität und Wahrhaftigkeit zu attestieren. Den spirituell philosophischen Überbau ihrer Kunst muss man keinesfalls selber leben, geschweige denn gänzlich gutheißen, ihre Leidenschaft, Wirkungsmacht und bedingungslose Eigenständigkeit aber sehr wohl. Erik Danielsson, Chefideologe der Band, gibt dem Metal seine dreckig subversive Note zurück , die er nach durchökonomisierten Franchise- Overkill (Motörhead Spielfiguren, anyone?) und Wacken Ballermann dringend nötig hat, mit einem Wort, Konzert-Vorfreude, ganz heftige !



Der Umstand, dass die Tiroler Asphagor gesundheitsbedingt ihren Gorgoroth Support Slot canceln mussten und nun die heutige Höllenfahrt eröffnen kann nur als Gewinn gesehen werden. Interview-bedingt (das ausführliche Gespärch mit Watain Mastermind Erik Danielsson folgt in Kürze hier bei uns) war es leider unmöglich dem gesamten Set der Truppe beizuwohnen, soviel lässt sich aber sagen: ihr Black Metal gibt sich enorm variabel, düster schleppende Passagen verbreiten wiederholt geradezu kontemplative Atmosphäre und lassen die unvermittelt übers Publikum hereinbrechenden Blastbeat-eruptionen nur umso gemeiner erscheinen. Wer so selbstbewusst und treffsicher abliefert, braucht selbst internationale Vergleiche nicht zu scheuen.

Die nachfolgenden Degial sind dann leider nicht viel mehr als eine Watain`sche Krabbelstuben-Variante, ihr angeschwärzter Todesblei der Morbid Angel Frühphase kreuzt sich mit Destruction/Sarcofago-Zitaten, hat Attitude zuhauf, lässt aber den letzten Funken Originalität vermissen und übt sich in bemühter Grimmigkeit. Gegen eine Hauptband, die ihr musikalisches Stammbiotop so nuanciert bereichert ist natürlich schwer anzukommen, trotzdem kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, hier einer gleichförmig runtergezockten Live- Performance gelauscht zu haben, wie man sie zu tausenden auf Opener-slots serviert bekommt. Zudem unterminierte die matschig schwammige Abmischung der Gitarren zur Gänze jegliche Unterscheidungsmöglichkeit des präsentierten Songmaterials und ließ den dunklen Spirit der Band dauerhaft ins Leere laufen.
Schade, aber das war nix.



Watain sahen sich in den vergangenen Jahren zurecht einer massiven Wahrnehmungssteigerung des Metal-Mainstreams ausgesetzt, daraus auf einen regen Publikums-Zuspruch zu schließen erwieß sich jedoch leider als Trugschluss, die Kufa füllte sich an diesem Freitagabend eher spärlich. Die Anwesenden wurden dafür umso mehr für ihr Erscheinen belohnt, denn was nun folgen sollte war nicht weniger als eine grimmig tabulose Machtdemonstration des Headliners :

Zu den Klängen des "The Wild Hunt" Intros "Night Vision" lichtet sich der schwarze Bühnenvorhang und gibt die Sicht frei auf die in blutrotes Scheinwerferlicht getauchte Bühne, zwei skelettierte Tierköpfe prangen an den Mikroständern der Gitarrenfraktion, Gebeine wurden rund ums Drumkit drapiert, ein mit Knochen und Fell-muster bespanntes Netzgitter als Backdrop flankiert zu beiden Seiten die Bühne, Kerzen lodern bedrohlich, einfach atemberaubend !

Geführt von Eric Danielsson entern Watain die Bretter der Kufa und stürzen sich ohne Rückicht auf Verluste ins musikalische Inferno von "De Profundis"", dessen manisch- dissonantes Main-riff den perfekten Konzerteinstieg offenbart. Ausnahmegitarrist Set Teitan bangt dazu unbarmherzig seinen kahlgeschorenen, mit archaisch rot schwarzer Kriegsbemalung bedeckten Schädel, Eric wiegt sich wie in Trance mit unheilvoll starrem Blick zum reißenden Takt. Die zerfetzten Leder Outfits der Band wirken dazu wie aus einer abgefuckten "Mad Max" Neuverfilmung entnommen, wo statt Bikergangs wild umherstreifende Satansjünger die restlichen von der Apokalypse verschont gebliebenen Menschen terrorisieren.



Mit "Malfeitor" setzt es den ersten großen Höhepunkt, die teils fast schon groovig diabolische Rhythmik kommt live noch um ein vielfaches mächtiger, eingeleitet vom prägnant kurzen Tom G Warrior -"Uhhh", dazu die hymnischen Dissection- artigen Leads, was für ein Song ! Der Bühnensound gibt sich dazu ohrenbetäubend laut, aber doch ausdifferenziert wuchtig, und wer die kursierenden Gerüchte um die olfaktorische Dauerbelästigung bei Watain-Konzerten bisher für bare Münze nahm: Der angeblich kaum zu ertragende, bestialische Kadaver-Gestank manifestierte sich in einer wohl durch Duftkerzen verstärkten, recht intensiven Geruchswolke, die dem Publikum dunkel betörend die Sinne vernebelte, stimmige Assoziationen an Verwesung und Fäulnis hervorrief, aber keineswegs die Belastbarkeit der Anwesenden zu sprengen vermochte wie manch einer es vermutet hätte.

So ganz ohne Grenzüberschreitung gehts es dann doch nicht ab, zu den Anfangsklängen von "The Devil`s Blood" schüttet Eric unverhofft einen Kelch Blut in die ersten Publikumsreihen, die der Band bedingungslos skandierend und mitgröhlend ihre Begeisterung entgegenbringen. Davon befeuert spielen sich Watain in einen wahren Siegestaumel, Danielsson gebiert sich als bedrohlicher Einpeitscher und spielt bei "Legions Of The Black Light" nicht nur sprichwörtlich mit dem Feuer. Den Blick dabei wie besessen zur Hallendecke gedreht, ein manisch schimmerndes Weiß der Augen, als ob sein Exorzismus gleich bevorstünde - muss man gesehen haben.



Mit "Children in the back, are you afraid of dying?,let´s prove our point, this is called "total funeral" ! wird die nächste unheilvolle Zerstörung eingeleitet , bevor das Konzert im Glanzpunkt namens "The Wild Hunt" kulminiert, zwei Feuerkelche werden entzündet und das Stagelight gedimmt. Gänsehaut pur bei dieser majestätischen Bathory- Verneigung, die mit Mut zu episch leisen Tönen und stilistischer Horizonterweiterung Neugier auf zuküftige kreative Wege der Band weckt. Nur auf die Zwölf reicht nicht, Spannungsbögen geben den entscheidenden Ausschlag, und dieser Song beweisst dies auch live ganz vorzüglich !

Die erste Zugabe "Outlaw" wird mit indianisch-schamanistischen Intro eingeleitet und evoziert noch einmal wahre Begeisterungsstürme der Besucher, Eric vollführt dazu eine kryptisch anmutende rituelle Beschriftung des Bühnendekors, freundliche Worte werden`s wohl kaum gewesen sein, wie man sich denken kann.
"Sworn To The Dark" setzt in Sachen Unbarmherzigkeit noch einen drauf und lädt in seiner martialischen Schwere zum massiven Fäuste-recken ein, bei "The Serpent`s Chalice" spielen die Schweden inbrünstig noch mal all ihre Stärken aus, Hässlichkeit und Hymnik verweben sich in einem ausufernden, monolithischen Song-koloss ungeahnter Größe.



Zum Grande Finale erlischt Eric in einer bedeutungsschwangeren Abschlusszeremonie die verbliebenen Kerzen, der Bühnenraum wird letztmalig blutrot ausgeleuchtet, sakrale Choräle vom Band beschließen den Set und entlassen die anwesenden Black Metal Aficionados so gebeutelt wie schockiert ins Kufsteiner Nachtleben.
Von dieser hasserfüllten Bedrohung, die jeglicher Metal-Konfektionsware so wunderbar diametral gegenüber steht, wird noch lange zu reden sein und wer die Ausnahmestellung dieser Band anzweifelt, ist entweder bornierter True-keeper der Underground-Stilpolizei oder hat schlichtweg keine Ahnung.

Watains Kufa-Performance vermochte es nachdrücklich zu beweisen: Der misanthrope Auslöschungs-furor der Schweden ist und bleibt einzigartig, das Ende aller Tage als satanisches Passionsspiel in vorstellbar schwärzester Transzendenz, der Blick in die grotesk verzerrte Fratze des Todes, ein Wurmloch ins große, alles verzehrende Nichts . Die auf Albumformat schon so trefflich beschworene gesetzlose Dunkelheit, selten wurde sie derartig intensiv exerziert wie an diesem Abend!



Für die Livebilder bedanken wir uns bei Melanie Haberl von den Bezirksblättern Tirol. Mehr Bilder gibt es auf Melanie's Facebook Profil
Mega Colossus - ShowdownNorth Sea Echoes - Really Good Terrible ThingsWhom Gods Destroy - InsaniumHammer King - König und KaiserSonata Arctica - Clear Cold BeyondLucifer - VKings Winter - The Other Side Of FearMick Mars - The Other Side Of MarsNecrophobic - In The Twilight GreyBlood Red Throne - Nonagone
© DarkScene Metal Magazin