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Bolt Thrower, Morgoth
26.09.2014, Backstage, München 
 
DarksceneTom
DarksceneTom
(139 Live-Berichte)
Die britischen Meister des Death Metal sind bekannt für ihre Fanfreundlichkeit. Bolt Thrower führen all ihre Bandgeschäfte selbst, weshalb sie den Geiseln der Industrie nicht erliegen müssen und ihren Fans auch in Zeiten der Ticket- und Merchwuchereien Preise wie in den späten 80er und frühen 90er Jahren garantieren können. Ticketpreise unter 20 € im VVK und die obligatorischen Dumping-Preise am voluminös bestückten Merch-Stand (flockige 12 Euronen für ein Tourshirt sind im Jahre 2014 unerreicht!) gehören bei Bolt Thrower schon ebenso zum guten Stil, wie beinahe "dekadenlange" Wartezeiten auf Tourneen und Alben. Seit Ende der 90er Jahre sieht man die Briten, die glaubhaft betonen, dass der finanzielle Aspekt bei ihnen nicht im Vordergrund steht, auf ausdrücklichen Fanwunsch hin, nur ein Mal im Jahr auf ausgewählten Festivals. Auf Drängen der Fans und aufgrund der hohen Nachfrage, haben sich Bolt Thrower in diesem Jahr endlich wieder zu einer Tour breitschlagen lassen und die Panzer für die "Ouvertures Of War Tour 2014" bestiegen.
Sold-Out heißt somit natürlich vielerorts auch das Motto der ersten BT-Tour seit einer gefühlten Ewigkeit und für die Show im Backstage München gibt es schon seit vielen Wochen keine Tickets mehr. So günstig der Event, so überteuert zeigt sich wieder mal die Weißwurstmetropole, aufgrund des Dates während der Wiesnzeit. 14,70 für drei halbe (!) Oktoberfestbier im Biergarten abseits der Wiesn sind durchaus bezahlt meine Herrschaften. Zumindest hat man danach ob der 6,3% Alkkraft gleich einen feinen in der Krone und ist gut gerüstet, für das was kommen soll....

Einlass 19:00 Uhr. Die Schlange zum Merch-Stand um 19:20 ungelogen 50 Meter lang. Das Backstage ist berstend voll. Es ist heiß und der Sound bereits bei der ersten Vorband schweinelaut.
Es ist angerichtet...



Incantation

Passend zum stilechten Motto des "old school Death Metal" hatten heute die Amis von Incantation die Ehre die Festlichkeit zu eröffnen. Manierlich, amtlich brutal, technisch außerordentlich versiert und schon zu früher Stunde schweinelaut, bieten die Herren um den ergrauten John McEntee einen guten Start in den Abend. 24 Jahre nach ihrem ersten Demo und unzählige Releases später, sind Incantation zwar immer noch nicht die Art von DM-Band, die mich so richtig vom Hocker haut, zu einem gelungenen Gig vor saftiger Kulisse darf man ihnen aber auch gratulieren, wenn man sich daheim lieber Cannibal Corpse oder Death anhört und Suffocation als die grundsätzlich bessere Band empfindet.
Incantation sind mittlerweile eine echte Institution der Szene. Sie sind alte Hasen und ehrliche Arbeiter, denen Respekt gebührt. Mir persönlich gefallen die Amis halt genau dann am Besten, wenn sie ihre doomige Seite offenbaren. Aber das ist wohl rein subjektiv und soll von ihrem guten Auftritt nicht zwingend ablenken...

Morgoth

Um 21:00 Uhr und nach einer guten, aber irgendwie auch etwas austauschbaren Darbietung von Incantation war es also Zeit für die Sauerländer Death Metal Institution, die Anfang der 90er Jahre und mit ihren Klassikern "Odium" (zum Classic Review) und "Cursed" so ziemlich in jedem Haushalt Obdach gefunden hat. Zurecht, wie uns die folgende Stunde wieder mal in Erinnerung rufen sollte. Das abwechslungsreiche Songwriting war immer schon ein Plus von Morgoth. Hier kommt der Death Metal Fetischist ebenso auf seine Rechnung, wie der Thrash-Maniac. Irgendwann nannte man sowas mal Modern und im Sog von Coroner und Co. Techno-Thrash, was eigentlich totaler Blödsinn ist.



Anspruchsvoll darf man es natürlich noch heute nennen, wenn Morgoth einen gelungenen Kreuzzug durch ihr Schaffen präsentieren und dabei richtig gut abgefeiert werden. Die neue Single "God Is Evil" lässt auf eine gelungene Konservenrückkehr hoffen, die Band ist astrein abgestimmt und Marc Grewe ist immer noch ein sehr cooler Frontman mit einer höllisch dreckigen Stimme. Heutzutage mit Bart und Mütze quasi das Death Metal Plagiat zu Rudolf Schenker, aber dennoch der Alleinhherrscher auf der Bühne. Musikalisch sind Morgoth immer noch saufett und wenn man sich heute grandiose Hämmer wie das groovige "Resistance", "White Gallery", "Burnt Identity" vom Referenzwerk "Cursed" und das finale "Pits of Utumno" von der "The Eternal Fall" EP in die Figur pfeffert, weiß man auch wieder, warum diese Band einst so hoch gehandelt und verehrt wurde.

Ich gebe zu, zuhause ewig lang keine Morgoth Scheibe mehr aufgelegt zu haben, aber das wird sich nach dieser coolen Show definitiv ändern. Willkommen zurück und man freut sich auf das Comeback, das für Anfang 2015 angekündigt ist...

Setlist Morgoth:
1. Cursed
2. Body Count
3. Exit to Temptation
4. Suffer Life
5. Sold Baptism
6. God is Evil
7. Under the Surface
8. Resistance
9. White Gallery
10. Die as Deceiver
11. Burnt Identity
12. Isolated
13. Pits of Utumno



Bolt Thrower:

Das Vorprogramm war fein, aber spätestens beim "Battle For Britain"-Intro spürt man in jeder Phase des Körpers, warum man heute wirklich hier ist. Wer Bolt Thrower und ihre erbarmungslos wie eine monströse Lawine über einen drüber wälzende Kunst schon live erleben durfte, der wird immer wieder zurück kommen, um sich seine Watschn abzuholen. Leider ist das durch die Tourfaulheit der Briten nicht mehr so oft möglich, wie notwendig. Andererseits gibt ihnen ihre Catenaccio-Tourtaktik mit den aktuellen sold-out Shows auch wieder Recht. Egal. Nun sind sie ja wieder da, und nach exakt 13 Jahren kann ich mir endlich wieder von ihnen die mittlerweile gestutzte Matte bürsten und auch beweisen lassen, dass es sich auch mit kurzem Haupthaar amtlich bangen lässt.

Der Geist ist schwach. "War" und "Rememberance" donnern gleich so humorlos über einen drüber, dass man den Körperzuckungen auch Jahr nach seiner persönlichen "Mosh-Topform" willenlos folgen und drauflos bangen muss. Schon ist man mitten drin in der 90-minütigen Machtdemonstration. Natürlich sind Bolt Thrower keine Virtuosen und wirklich viele Ideen haben die Engländer für ihre mittlerweile acht Studioalben auch nicht benötigt. Genau diese reduzierte und höllisch martialische Konsequenz macht den englischen Panzer aber aus und die Wucht und die Brutalität, die Bolt Thrower durch ihre Geradlinigkeit offenbaren, macht sie zeitlebens zu meiner unumstrittenen Lieblings-Death Metal Band. Hier will kein Mensch musikalische Spagate erleben. Hier will man von lavaartigen Death Metal Grooves und sägenden Kriegsgitarren durchgepudert werden. Genau das passiert auch heute. Die Rhythmen schnalzen im Zeitlupentempo und jeder einzelne Schädel im Auditorium bewegt sich wie von Geisterhand gesteuert nach Vorn und Hinten.



Highlights zu nennen erübrigt sich dem Grunde nach. Natürlich ist ein überragendes "IVth Crusade" von meinem unumstrittenen Lieblingsalbum der Band (zum Classic Review) unerreicht. Logisch sind Songs wie "Warmaster", "Where Next to Conquer" und das zermürbende "This Time It's War" sozusagen "Hits" der Briten. Ohne Frage ist die massive Zerstörung, die das unfassbar grandiose "The Killchain" einherbringt unerreicht. Diese Song und sein Monsterriff könnten stundenlang andauern. Welcher Song hier gerade in zermürbender Lautstärke die Boxenmembranen verlässt, ist aber ohnehin einerlei.
Bei Bolt Thrower geht es um das große Ganze. Die komplette Wucht des Death Metal-Massives, die im überragenden "No Guts, No Glory" (trotz Mikroausfall) und dem famosen "....for Victory" zwei ihrer absoluten Höhepunkte findet, bevor der Hauptset nach knapp 70 Minuten vorbei ist.

Natürlich lassen sich die mittlerweile in Würde gealterten Briten und ihre kultige Basslady vor vollem Haus im Münchner Backstage nicht lange bitten, um für die Zugaben auf die Bühne zurück zu kehren. Natürlich ist Karl Willets in seinem Schlabberlook und mit seinen tänzelnden Bühnenschritten ebenso wenig ein Blickfang, wie die Herren Barry Thomson und Gavin War, die heutzutage auch nicht mehr ganz so konsequent bangen wie einst, aber immer noch die grundsolide Langhaarflanke des Bolt Thrower-Kriegsgeschwaders abgegeben. Auch die Lightshow ist definitiv nicht dafür konzipiert worden, um die Protagonisten in Szene zu setzen. Hier geht es einfach nur um die Soundwand und diese wirkt eben mit Stroboskop, Licht von hinten und drückenden Nebelschwaden ohne Abstrich am Wuchtigsten.

Bolt Thrower sind keine bereitwilligen Opfer für Hobbyfotografen. Hier spricht die Soundlawine für sich und auch wenn man einige Male leicht erkennen musste, dass diese Band sicher keine bis ins Detail geölte Maschinerie mehr ist, die seit Jahren tight eingespielt ist (bei ein, zwei Songs hatte die Drum- und Gitarrenfraktion durchaus mit Rhymusproblemen zu kämpfen), sollte auch der Zugabenblock ein zermürbendes Diktat werden. "At First Light" und "When Cannons Fade" sind Manifeste für die Ewigkeit, das finale "Silent Demise" nur noch die Krönung einer neuerlichen Machtdemonstration, die letztendlich frenetisch bejubelt wird.



Nach 90 Minuten ist die Schlacht geschlagen. Introvertiert wie eh und je verlässt die Band die Bühne. Es war ein saugeiles Konzert und die erwartete old-school Death Metal Abwatschung, die man von Bolt Thrower und ihrer kompromisslosen Kunst einfach erwartet und immer kriegt. Dass die Damen und Herren von der Insel ihren langen Schaffenspausen ein wenig Tribut zollen und vielleicht auch nicht mehr ganz so wuchtig die Bühne dominieren wie einst, als ich sie Mitte der 90er Jahre zuletzt erleben durfte, sei ihnen verziehen. Die Fans verzeihen es den zurückhaltenden Briten in jedem Fall, und wenn dieser Livebericht nun vielleicht etwas introvertierter klingt, als manch anderer, heißt das noch lange nicht, dass meine Begeisterung und Vollbedienung minder hoch sind.

Ich für meinen Teil verlasse das Backstage nämlich höchst befriedigt, völlig durchgeschwitzt und mit starrem Nacken. Alles in allem mag das vielleicht für manchen etwas zurückhaltend klingen, aber so sind es Death Metal Bands der alten Schule ja schließlich auch...

Setlist Bolt Thrower:

Intro (Battle for Britain Theme)
1. War
2. Remembrance
3. Mercenary
4. World Eater / Cenotaph
5. Anti-Tank (Dead Armour)
6. Warmaster
7. Where Next to Conquer
8. This Time It's War
9. The IVth Crusade
10. No Guts, No Glory
11. ...For Victory
12. The Killchain
13. Powder Burns
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14. At First Light
15. When Cannons Fade
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16. Silent Demise

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