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Flotsam And Jetsam
31.05.2015, P.M.K, Innsbruck 
 
DarksceneTom
DarksceneTom
(139 Live-Berichte)
Schwierige Voraussetzungen herrschen an diesem Wochenende im Heiligen Land Tirol. Während quasi einen Hüftschwung über der Grenze das Rockavaria Festival mit Metallica, Judas Priest, Faith No More, Muse und vielen anderen "Großen und Guten" mehr über die Bühne des Olympiarundes geht, geben sich in Wörgl und in Innsbruck mit Arch Enemy und Flotsam And Jetsam gleichzeitig zwei absolute Knaller die Ehre. Die Entscheidungsfindung, welchen Weg man nun einschlagen sollte, scheint schwierig, führt aber unweigerlich zur "alten Liebe" und US-Legende Flotsam And Jetsam. Das sieht beinahe die komplette Darkscene-Crew genau so, und sodann ist es wenig verwunderlich, dass sich wieder mal offenkundig zur Schau stellt, wo die Basis unserer musikalisch zwar absolut weltoffenen und keineswegs altbackenen, aber eben dennoch aus den Metal Wurzeln der 80er Jahren geborenen, alteingeschworenen Crew steckt.



Nach einigen kühlen Hellen im Biergarten watet man dann eher früh, aber leider auch fast schon wieder zu spät ins PMK. Natürlich sticht der schäbige Tourbus gleich ins Auge, dass Flotsam And Jetsam trotz ihrer großartigen Alben und ihres Kult- und Legendenstatus nie Metallica oder Megadeth waren, ist aber hinlänglich bekannt. Schade ist hingegen, dass wir, ebenso wie viele andere, die junge Innsbrucker Truppe Reapers Call nicht komplett erleben. Des Urban's Kapelle hat die eher undankbare Aufgabe diese Sonntags-Show vor einer Handvoll Bangern zu eröffnen. Auch meine Wenigkeit kann nur noch wenige Happen der heimischen Thrash Vollbedienung erhaschen, angeführt von ihrem wortkargen, aber durchaus agilen Fronter Jacky, knacken sich die fünf Jungs aber amtlich rasend durch ihren Set. Die Präzision leidet ein wenig unter der "Sturm und Drang Attitüde", ein grundsolides und kompaktes Thrash-Brett mit amtlichem retro-feeling, pfeilschnellem Drumming und guten Soli bieten Reapers Call aber dennoch.
Ausbaufähig, aber durchaus massiv und charmant meine Herren!

Bliksem

Nach der heimischen Thrash-Packung steht die belgische Abordnung von Bliksem auf der Bühne. Vielerorts für ihr 2013er Debütalbum "Face The Evil" gefeiert, kann ich die Begeisterung am Sound der Antwerpener nicht restlos teilen. Klar ist die untersetzte Frontfrau Peggy Meeussen in ihrem engen Flotsam-Shirt und ohne Schuhwerk und Socken ein kleiner Hingucker und natürlich ist die Band tight und knackig eingespielt. Der Sound, den Bliksem ihrer rauchigen Rockröhre (die Stimme ist richtig klasse) zur Seite stellen, will mich aber nicht so recht packen. Einerseits wollen Bliksem thrashige Gefilde abroden, andererseits ist es aber auch eine straighte Rock-Attitüde, die den Nummern der Belgier zugrunde liegt. Das poltert und knattert druckvoll und schonungslos, in meinen Augen aber leider auch ohne größere Ideen und Abwechslung voll nach Vorne. Das klingt ein Weilchen nett, langweilt mich aber nach einigen Songs zusehends.



Dem Professor und mir sind Bliksem eine Spur zu geradlinig und unspektakulär rübergekommen. Um diese subjektive Meinung aber mit einem eleganten Doppelpass mit meinen durchaus geschmackssicheren Kollegen Werner und DD abzuschließen, sei hier erwähnt dass die beiden Herren den Auftritt der Belgier richtig cool, griffig und klasse fanden und der Flankenball, den unser Werner von Bliskem zu einer straighten Version von Malteze gespielt hat, ist auch keineswegs von der Hand zu weisen.



Flotsam And Jetsam

Alte Liebe rostet nie. Für beinahe die gesamte anwesende Darkscene-Crew sind Flosam And Jetsam Götter seit Jugendtagen und ihre Ausnahmealben "Doomsday For The Deceiver", "When The Storm Comes Down", "Quatro" und insbesondere das Meisterwerk "No Place For Disgrace" (zum Classic Review) haben uns gemeinsam durch intensive Jahre begleitet. Mehr Nostalgie, mehr Erinnerung und mehr Kult geht kaum. Was Flotsam And Jetsam bis heute zusätzlich aus der Masse der old-school Veteranen heraushebt und noch sympathischer als manch andere macht ist, dass die Amis nie allzu sehr am rostigen 80er-Karren hängen geblieben sind. Die Herren aus Phönix haben immer versucht ihren typischen Sound in zeitgemäße Kleidung zu stecken, haben sich dabei (fast) nie verraten und sind mit der Zeit gegangen, ohne in der speckigen Lederhose stecken zu bleiben.
Ja meine lieben Puristen: Auch kurze Hosen und Soccer-Shirts waren und sind Metal! Das ist weltoffen, musikalisch uneingeengt und das war im Falle von Flotsam am Mitter der 90er Jahre zwar nicht immer genial, aber in jedem Fall immer cool und glaubwürdig, zumal trotzdem jede einzelne Platte typisch und unverkennbar nach Flotsam And Jetsam geklungen hat und vor Allem Scheiben wie das fette "Quatro", das unterschätzte "Drift" oder der überragende Power-Nachzügler "The Cold" den hoch gelobten Klassikern in Sachen Niveau nur wenig nachstehen.



Die Setlist der aktuellen Tour ist erwartet "klassikerlastig" und das ist schlussendlich ja auch das was man erwartet und erhofft. Trotz allem ist es durchaus schade, dass kein "Quatro"-Song und auch keine Nummern des superben "The Cold" Überalbums ihren Weg in die Show finden. Der Einstieg ist natürlich dennoch legendär. "No Place For Disgrace", "Desecrator" und "She Took An Axe" zeigen wo der Hammer hängt, und dass Flotsam And Jetsam schon immer mehr waren, als "nur" eine von vielen geilen US Speed/Thrash Bands der 80er Jahre. "Suffer The Masses" zieht dann endgültig einen Scheitel und jeden Schädel rauf und runter. Auch wenn der Sound im pmk laut und übersteuert ist, sieht und hört selbst ein Blinder, dass diese Band auch 35 Jahre nach ihrer Gründung noch immer schwer im Saft ist.
Die Frage, ob Eric AK nun in der Tat "der Ted Nugent des Thrash Metal" ist, kann ich an dieser Stelle nicht beantworten, sein Lederjacket, die drauf verbliebenen Patrioten-/Republikaner Patches und seine Gesamtoptik von der schalen Hautfarbe über die faltige Bikerlarve bis zur fettigen, leicht ergrauten Matte spricht in jedem Fall mal dafür. Cool ist er dennoch, singen tut er in jedem Fall auch noch immer wieder ein Gott und wir werden einmal mehr darin bestätigt, dass er auch bei den meisten Power und Prog Bands einer der besten der Welt wäre und zeitlebens, weitgehend unterschätzt wurde.



Mit "Gitty Up" darf auch einer der unspektakuläreren Songs vom aktuellen "Ugly Noise" Album (zum Review) mit an Bord, die wahren Ausrufezeichen setzen aber Klassiker wie "Dreams Of Death", "Hammerhead", "I Live You Die" oder "Escape From Within". Ganz groß und entsprechend abwechslungsreich wird's dann nochmals gegen Ende der Show. Das ultrafette Groovemonster "Me" und das überragende "Smoked Out" vom weitgehend unterschätzen 95er Hammer "Drift" zeigen eindrucksvoll, wie cool und wie zeitlos Flotsam And Jetsam bis Mitte der 90er Jahre und in Zeiten, wo ihnen die engstirnigen True-Thrasher längst den Rücken gekehrt hatten, zu Werke gegangen sind. Das sind großartige Songs und perfekte Kontraste zu den old-school Speed/Thrash Songs der Frühtage der Band. Die Stimmung im, mit knapp 100 Banger und Bangerinnen gefüllten pmk ist richtig gut und nachdem Flotsam And Jetsam ihren unumstrittenen Gottsong "Hard On You" durch den Bogen fegen, sorgt ein gepflegter "Doomsday for the Deceiver"/ P.A.A.B. " Doppelschlag für den würdigen Schlusspunkt einer coolen Show.

Flotsam And Jetsam haben alles gehalten, was man sich von ihnen versprochen hatte. Innsbruck hat eine klasse Show einer der besten und unterbewertetsten Bands der Metal Szene erlebt und jeder der sie verpasst hat, darf sich durchaus mal in den Allerwertesten beißen. Die Beurteilung der Setlist ist bei einer Band mit so großer Geschichte natürlich immer subjektiv. So sehr ihr die ersten drei Thrashpacks von Flotsam liebe, wären mit persönlich im Hier und Jetzt ehrlich gesagt einige Songs mehr von "Drift" und "Cuatro" im Set lieber gewesen wären. Thrash im Hochklasseformat gibt es heute schlussendlich ja an jeder Ecken, solche unsterblichen Groovemonster wie "
Swatting At Flies" oder "Empty Air" aber nicht. Gerade diese zwei Songs hätten sich heute noch richtig gut im Set der Amis gemacht und extrem schade ist natürlich auch, dass Flotsam And Jetsam das großartige 2010er Us Power Metal Referenzwerk "The Cold" völlig ausklammern, denn viel besser als dieses Kleinod war ein Album der Amis auch in den 80er Jahren nicht.



Jammern auf hohem Niveau: Es war legendär, es war ein feiner Trip zurück in die "
jungen Jahre+ und es war cool! Der Respekt gilt einer Ausnahmeband. Der Dank gilt den Veranstaltern, die uns wieder mal vor der eigenen Haustür eine Party ermöglich haben, für die wir vor vielen Jahren noch ohne mit der Wimper zu zucken hinderte Kilometer im Auto hingelegt hätten!

Setlist Flotsam And Jetsam:

1. No Place for Disgrace
2. Desecrator
3. She Took an Axe
4. Suffer the Masses
5. Gitty Up
6. Dreams of Death
7. Hammerhead
8. Iron Tears
9. I Live You Die
10. Escape from Within
11. Me
12. Der Führer
13. Smoked Out
14. Hard on You
15. Doomsday for the Deceiver
16. P.A.A.B.





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