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Atlantean Kodex
06.11.2015, Kultur-Schloss Theuern, Kümmersbruck 
Altantean Kodex  
Thunderstryker
Thunderstryker
(1 Live-Berichte)
Geschrieben wird das Jahr 923 nach der Gründung Theuerns; eine mittelalterliche, barbarische Zeit, in der marodierende, plündernde Banden noch den Luxus unter den Problemen des Alltags stellen. Die ca. 1100 Einwohner starke Gemeinde, einst Wehrstadt, Handelsknotenpunkt und Sprungbrett kühner Erobererträume, gleicht nunmehr den Resten dessen, was der Zahn der Zeit abzunagen sich zu schade war. Weit jenseits der 40 liegt das Durchschnittsalter der Bewohner, die dieser Tage nur mehr zu Feierlichkeiten dem vergangenen Ruhm der Stadt mit trockenen Tränen nachzuträumen wagen.

Ist diesen Menschen bewusst, dass dieser liebenswerte Anker im Chaos des Königreiches Bayern, bald von einer Prophezeiung eingeholt wird, deren Verkünden allein die Stimme schwer vom Alter des Überlieferten macht? Der Kodex erzählt von Tagen, die da kommen mögen und so geschieht es, dass ein alter Mann am 5. Tage des Novembermonats im Bette liegt; er schläft nicht und wacht nicht und im Halbtraum vermischt sich in seiner Seele Erlebtes mit Gelesenem und Gehörtem, wie Ströme von verschiedener Farbe und Klarheit zusammenfließen.



Die Manifestation der Zeiten Willen und der Götter Begierde kennt nur einen Ort in Theuern, der dem Schauspiel würdig wäre; das edle Hammerherrenschloss, einst Sitz weiser Regenten und liebender Patriarchen, heute ein Museum handfester materieller Werte. Der Ruf zu den Waffen wird verkündet durch die Magister von Atlantean Kodex und wird erhört von jungen Wilden. Aus dem Westen kommen die Hüter des Alten, Dark Forest, angereist, um der Majestät zur Ehre zu gereichen und über Dekaden verlorene Kolonien auszugleichen; aus unbekannteren Gefilden strömen Troglodyten, Magier und Mann gewordene Haarspraywerbungen, um unter dem Banner Lunar Shadow die Sechssaiter sprechen zu lassen.



Am Freitag, den 6.11.932 ist es an der Zeit, die quälenden Fragen der Anwohner nach ihrem Schicksal zu beantworten. Theuern wird fallen. 250 Urkunden wurden an Willige Hellebardiere, Ekklesiarchen, Schriftgelehrte und auch die ein oder andere Frau ausgestellt, um der Annihilation beizuwohnen, deren Ausmaß für kommende Generationen über bewegte und bewegende Bilder festgehalten werden soll. Kaum nennenswerte Zeit halten die alten Holztore der Ungeduld der Heerscharen stand, sodass die ersten Recken weit vor 19 Uhr einfallen.

Und was für einen prächtigen Anblick die Szenerie bietet! Alte Holzböden künden von Architekturvorstellungen der Altvorderen und bringen ihr Anliegen, der Schwäche des Alters spottend, unerwartet brüsk hervor. Unter den Augen der pechschwarzen Luster ist es an der Zeit, sich aufzustellen; einige treibt es zu Ständen, in denen letzter Proviant für die Schlacht geboten wird; an anderer Stelle sind die Hauptakteure selbst zu unterstützen. Auch die wandelnden Bibliotheken von "Underground Power" sind hier zur Stelle.



Eröffnet wird das Spektakel von Lunar Shadow (zum aktuellen Interview), die ihren bisher zweiten Feldzug mit dem Sturmbock "Metalian" beginnen lassen. Die Saiten werden beansprucht, dass es nicht mehr wie ein Singen derer, sondern wie ein melodiöser Hilfeschrei klingt, doch bitte eine Pause einzulegen, aber weder Outfit-Cäsar Max "Savage" Birbaum, noch die Hamacher-Brüder werden dem Flehen ihrer kampfesmüden Waffen nachgeben. Die Menge ist sichtlich interessiert und wird es der Truppe besonders am kommenden Abend mit tosendem Applaus danken. Auch "Kobra Khan" wird so zielsicher in's Feld geschickt, als handele es sich hierbei um ein traditionell-abgenicktes Liedgut.

Zum Verdruss der auch gerade für diese Band angereisten Chapeau-Zieher handelt es sich bei einigen der Songs um noch unveröffentlichtes Material; "White Goddess", Verzeihung, "Frozen Goddess", die prall auch die angebotenen Gewänder ziert, ist zweifellos eines der Highlights des Abends. Der historischen Tyrannen würdig, übernimmt Bannerträger Birbaum die Ansprachen an das Volk und schiebt seinen fähigen Barden Alex Vornam in den Hintergrund. Als mit "Triumphator" von der gleichnamigen Hammer-EP (zum Review) und mit Witchfynde's "Moon Magic" das Set beschlossen wird, kann es eigentlich keine unzufriedenen Menschen geben. Der erste Schritt ist getan.

Dem Vorangegangenen in nichts nachstehen wollend, beginnen die Schönlinge von der Insel, Dark Forest, mit "Sons Of England" eine amtliche Visitenkarte abzugeben, nach der bereits einige Stimmen zu versagen drohen. Ohnehin ist jeder, der nun nicht an diesem Ort ist, definitiv an der falschen Stelle, denn von "The Green Knight" über "Excalibur", bis hin zu "Under The Greenwood Tree" sitzt jede Note perfekt, sodass man auch vor Josh Winnard, Christian Horton und deren Mitstreitern nur den Hut ziehen kann.



Was kann nach zwei derartig heißblütigen, zu keiner Sekunde unter den Worten "perfekt" und "grandios" rangierenden Auftritten noch geschehen? Die Menge ist zu gutem Teil heiser und müde, doch, siehe, die Prophezeiung hat ihre gewaltige Natur kaum zu einem Bruchteil offenbart, denn jetzt betreten fünf Krieger das Feld, die den deutschen Heavy Metal wachrüttelten, ihn ohrfeigten, ihn neu definierten und bis zum heutigen Tage verteidigen: Manuel Trummer, Markus Becker, Florian Kreuzer, Michael Koch und Mario Weiss. Atlantean Kodex!

Mit den ersten Zeilen von "From Shores Forsaken" liegt arkane Magie in der Luft; die Kehlen singen, als hätten sie nie bessere Zeiten erlebt, die Fäuste werden gen Himmel gereckt und der ein oder andere Fan weiß sich nur noch durch ekstatisches Brüllen zu helfen, als die Gitarren ihre ganze Schwere auf das Schloss legen. Durch die Ruinen des Schlosses und Europas führt dann "Pilgrim" und schon jetzt ist klar, dass dieser Moment einen ganz besonderen Platz im Herzen von mindestens 250 Menschen finden wird. Dabei ist die völlige Vilsecker Magie noch gar nicht offenbart, denn jetzt erst beschreitet die "White Goddess" in ihrer ganzen(!) Pracht das Feld der Ehre.

Schon bei den Trompeten Doggerlands müssen auch die gestandendsten Männer die Tränen verkneifen, doch was dann bei "
Sol Invictus" losbricht, entzieht sich jeder Beschreibung. Wie mit tausendmal tausend Stimmen gesungen betäubt die Lautstärke im Schloss nun das Ohr und man sieht den Protagonisten den Spaß an der Sache deutlich an. Dass es bei "Heresiarch" nicht anders aussehen wird, war an der Stelle schon zu erwarten; als Gastauftritt wird die Ankunft der Perchten geboten, die in wilder Manier ihren Weg ins Publikum antreten und im Verlaufe des Abends noch eine zentrale Rolle einnehmen werden.



Wer denkt, dass spätestens jetzt die Stimmen versagen müssen, hat keine Vorstellung davon, zu was die Verteidiger Europas bei "
Twelve Stars And An Azure Crown" fähig sind. Herzzerreißend, zu Tränen rührend, in jedem Fall außerordentlich und einmalig. Über den Ernst der Lage in der alten Welt täuscht dies jedoch nicht hinweg, als ein bulliger Mann sich an ein am Rand der Bühne stehendes Pult begibt, um zu verkünden, dass alles ein Ende habe. Auch diese Welt. Damit wird der größte Soundangriff seit dem Bau der Ju-87 angekündigt und ohne jede Frage ist "Enthroned In Clouds And Fire" ein prächtiges Stück Musik, das gerade in der Livesituation noch mehr von seinem regressiven Bathory-Touch entfaltet.

Aber wie wir zuvor lernten, hat alles ein Ende, auch diese Welt, auch dieses Atlantean Kodex Konzert. Mit "
White Goddess Unveiled" gibt es einen hymnischen Ausstieg, mit dem die Annihilation Theuerns perfekt gemacht werden soll. Der wunderschöne Pianosampler zum Schluss leitet jedoch nicht etwa über in das Weinen der Überlebenden, sondern zur Ankunft des "White Ship", das uns die Zugabe bringt. Und was für eine Machtdemonstration diese ist! Das neue Liedgut, auf den Namen "Kodex Battalions" hörend und ganz klar den ergrauten altvorderen Göttern des Vereinigten Königreiches huldigend, fügt sich perfekt in die Setlist ein. Dass jedoch immer noch mehr geht, beweist "Prophet In The Forest"; kein Wort hierzu, außer, dass die Schola Scripta eine Menge vor Freude fließender Männertränen notiert.



Mit der Bandhymne "
Atlantean Kodex+, die mit exzessivem Getanze und Pits gefeiert wird, endet der erinnerungswürdige Abend. Wer jetzt noch stehen und eine Waffe tragen kann, sieht sich am Hof mit dem rechtschaffenen Zorn der Perchten konfrontiert, die neben einer magischen Pyroshow auch Handfestes servieren und einige Überlebende ihre Peitschen kosten lassen.
Das kleine Dorf ist gefallen. Und doch soll am 7.11. ein zweiter Abend folgen, dessen Wirkung die Selbe, nicht minder verheerende ist.
Gott schütze, Gott strafe, Gott erhalte Theuern.




Zum "The White Goddess" Review
Zum "The Golden Bough" Review

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