HomeNewsReviewsBerichteTourdaten
InterviewsLiveSpecialsArchiv ImpressumDatenschutz
Anmeldung
Benutzername

Passwort


Suche
SiteNews
Review
Wings Of Steel
Gates Of Twilight

Review
Noveria
The Gates Of The Underworld

Review
Scott Stapp
Higher Power

Review
Manticora
Mycelium

Review
Night In Gales
Thunderbeast
Upcoming Live
München 
Mailand 
Statistics
282 Interviews
388 Liveberichte
194 Specials
Anzeige
Queensryche
21.11.2019, Rathaussaal, Telfs 
The Verdict European Tour  
DarksceneTom
DarksceneTom
(139 Live-Berichte)
So sehr ich Queensryche beinahe seit Anbeginn meines Daseins als Musikfan verehre und liebe, so sehr ich jeden Ton, den die Amis bis einschließlich "Promised Land" erschaffen haben vergöttere, so sehr hadere ich mit diesem Livebericht über eine meiner absoluten all-time-Lieblingsbands. Wir wissen natürlich alle um die Situation. Wir wissen alle, dass Queensryche seit dem Abgang von Goff Tate nur mehr ein Schatten ihrer selbst sind und beinahe ihr gesamtes Charisma verloren haben. Wir wissen natürlich auch, dass diese Ausnahmeband, diese Gottheit spätestens seit dem Ausscheiden von Genius Chris DeGarmo nie mehr die Größe und Genialität ihrer Blütephase erreichen konnten. All das ist bitter. Das tut weh, dennoch wissen wir auch, dass das was sich heute noch Queensryche nennen darf, zumindest bisher, live wirklich überzeugen konnte. Genau deshalb war man sich auch sicher, dass die heutige Show der The Verdict Tour in Telfs zumindest musikalisch über jeden Zweifel erhaben sein würde.

Obendrein war man sich auch sicher, dass das zweifelslos unterhaltsame Vorprogramm mit einem Hochkaräter wie Firewind und den Amis des Dark Sky Choir trotz aller Qualität keineswegs mit der Klasse des Headliners mithalten können würde. Weit gefehlt und weil’s für allem für mich, als unsterblichen Fan dieser Band, der seit Ewigkeiten von deren unendlicher Perfektion erzählt, eine ziemlich herbe Enttäuschung war, fällt dieser Bericht wohl auch entsprechend subjektiv und „a bissl angfressn“ aus.



Nachdem sich der sehr unterhaltsame Dark Sky Choir aus NYC und Gus. G’s Firewind bei ihren guten Auftritten schon höllisch mit dem heutigen Sound im Rathaussaal abmühen mussten, war meine Welt im Grunde noch immer Ordnung. Egal wie und wo, Queensryche sind die Elite, eine Band, die immer einen perfekten Sound hat und es einst sogar geschafft hat, im Innsbrucker Hafen so exzellent zu klingen, als ob’s der Madison-Square-Garden wäre. Das würde natürlich auch heute so sein….oder?

Die Ernüchterung ist umso größer, als Michael Wilton, Eddie Jackson und ihre Mitmusiker dann endlich um 22:00 Uhr auf der Bühne stehen, um sich mit schrecklichem Sound in den "The Verdict"-Opener "Blood Of The Levant" zu mühen. In Sekundenbruchteilen stürzen hier ganze Welten zusammen. Das Propagierte gleicht einer Gasthausempfehlung für eine Küche, in der man seit Jahren nicht mehr gegessen hat. Wenn da der Küchenchef nicht mehr die Töpfe schwingt, kanns natürlich auch irgendwann schief gehen und genau das scheint hier und heute auch so. Wer ist hier für den Sound verantwortlich? Wo ist der geniale Mischer, der Queensryche noch bis vor einigen Jahren in jeder Halle, bei jedem Open Air und sogar in einem Heuschupfen einen High-End-Sound auf die Bühne gezaubert hätte?

Die Enttäuschung sitzt so tief, dass sogar die völlig abgespeckte Low-Carb-Bühne, die Alibi-Mini-Leinwand im Eck der Halle und selbst die völlig unpassende Sonnenbrille von "Wannabe-Rockstar-Todd La Torre" bei mir so richtig anecken. Und da spreche ich noch gar nicht davon, wie leblos, stoisch und eigentlich unmotiviert sich die beiden verbliebenen Herren Originalmitglieder präsentieren. Natürlich gehe ich hier verdammt kritisch, vielleicht auch zu hart in die Kritik an meinen alten Helden. Nachdem aber trotz einer nahezu makellosen Setlist, beinahe nie der berühmte Funken überspringen will, kann es aber eigentlich gar nicht anders sein. Die rosarote Brille bringt keinen weiter, denn auch wenn rein musikalisch und spielerisch bei solchen Überkönnern natürlich kein Manko zu erkennen ist, bleibt heute verdammt viel Sodbrennen zurück.



Bei halbgarem Sound klingt ein geliebter Monolith wie "I Am I" trotz seiner Größe natürlich wie Perlen vor den Säuen und auch das legendäre "NM 156" kann den Karren zu Beginn der Show nicht aus dem Dreck ziehen. Was ist hier los? Nicht mal das endgeile "Walk In The Shadows", "Queen Of The Ryche" und "Operation:Mindcrime" wollen einen so richtig unter der Haut erwischen, wie es eigentlich üblich wäre. Dass all das auch bei Queensryche 2.0 auch anders ginge, wüssten wir eigentlich spätestens seit der ersten, überzeugenden Show einst am Rock Hard Festival (zum Livereview). Das Line-Up allein kann also nicht schuld sein.

Wo bleibt heute die Magie? Darüber, dass Todd La Torre wohl ohne Zweifel der beste Goff Tate Klon dieses Planeten ist, müssen wir auch heute nicht diskutieren. Er singt einmal mehr superb, auch wenn der Chorus von "Empire" zum Teil vom Band kommen darf. Das Charisma und die Aura von Sir Tate kann er natürlich dennoch nie erreichen. Sonnenbrille hin oder her. Bei der Kunst von Queensryche muss einfach jeder Ton transparent und makellos klingen, um die Perfektion und Größe der Songs entfalten zu können und davon sind wir hier und heute leider weit entfernt. Zwar bessert sich der Sound im Laufe der Show zwar merklich, wenn man aber hört, dass man bei der Jahrtausendballade "Silent Lucidity" die traumhaften Gitarrenklänge von Michael Wilton fast gar nicht hört, würde man am Liebsten heulen. Ähnlich geht’s den Backing-Vocals, die teilweise gar nicht stattfinden und den prägnanten Bassläufen, die zu keinem Moment ihre wahre Pracht erlangen.

Immer wieder laufen mir die imaginären Bilder vorm geistigen Auge ab, in denen Queensryche noch mit ihren opulenten, bis ins letzte Detail perfekten Platinum-Seller-Shows Stadien beschallt und sich ihr eigenes Denkmal für die Ewigkeit gesetzt haben. Ähnlich scheint es übrigens Basser Eddie Jackson zu gehen. Auch er träumt heute wohl von besseren Tagen. Anders ist seine Lethargie kaum zu erklären.



Um hier den Teufel nicht vollends an die Wand zu malen, muss natürlich nachdrücklich erklärt werden, welche Größe und Schönheit uns heute trotz aller Kritik erreicht. "Jet City Woman", "The Mission" und "Take Hold Of The Flame" sind und bleiben Manifeste für die Ewigkeit. Dass Queensryche danach ihren regulären Set bereits beschließen, grenzt zwar an Wahnsinn, schmälert die Klasse ihrer Kunst aber nicht. Die Zugaben, mittlerweile übrigens in wirklich guter Soundqualität, lassen natürlich auch nichts anbrennen. "Light Years" untermauert, dass es einer der besten neuen Songs der Band ist, "Empire" und "Eyes Of A Stranger" sind ohnehin von einer anderen Welt.

Danach ist es in der Tat vorbei. Kein "I Don’t Believe in Love", kein "Best I Can", kein "Breaking The Silence", kein "The Needle Lies", keine Mary und, und, und. Zeitrahmentechnisch wäre bei dieser gelungenen old-school-Setlist noch verdammt viel Luft nach oben gewesen und wäre das Selbstvertrauen groß genug, hätte man ja durchaus noch den ein oder anderen Song der drei Alben mit La Torre einbauen können. Wenn man gewollt hätte wohlgemerkt. Vielleicht war Queensryche 2.0 die Show in Telfs einfach nicht groß genug. Vielleicht glauben die Amis, dass 500 Zuseher nicht der Weisheit letzter Schluss sind. Das ist eine Spielzeit von knapp 75 (!!!) Minuten mit halbgarer Bühnenshow jedoch auch nicht und das, wofür Queensryche letztendlich seit Anbeginn ihrer Tage stehen, nämlich endlose Perfektion und makellose Weltklasse, war das heute leider auch nicht!
Wer Queensryche je in voller Pracht erlebt hat, der weiß wovon ich rede. Wer diese Band je in Topform erlebt hat, der kann hier und heute einfach nicht glücklich geworden sein. Sorry! Wer das nicht erlebt hat, der wird es vielleicht auch nie mehr, obwohl ich mir fast sicher bin, dass die Geoff Tate Show im anstehenden Frühjahr im Komma Wörgl verdammt gute Chancen hat, magischer zu werden, als das, was wir heut erlebt haben.

Fazit: Es schreit geradezu nach Reunion. Dann bitte mit Sir Tate, mit Chris DeGarmo und mit voller Produktion in großen Hallen! Andere können’s ja schließlich auch….



Setlist:
1. Blood of the Levant
2. I Am I
3. NM 156
4. Man the Machine
5. Walk in the Shadows
6. Operation: Mindcrime
7. Queen of the Reich
8. Silent Lucidity
9. Jet City Woman
10. The Mission
11. Screaming in Digital
12. Take Hold of the Flame
--
13. Light-years
14. Empire
15. Eyes of a Stranger

Letztendlich müssen wir uns natürlich dennoch einmal mehr bei Telfs-Lebt!-Machern für das Ermöglichen einer Metal-Show einer absoluten Größe bedanken. Wir hoffen, ihr macht so weiter und wir kommen natürlich gerne wieder!



Wings Of Steel - Gates Of TwilightNoveria - The Gates Of The UnderworldScott Stapp - Higher PowerManticora - MyceliumNight In Gales - ThunderbeastSkeletal Remains - Fragments Of The AgelessDavid Reece - Baptized By FireIvory Tower - Heavy RainMessiah - Christus HypercubusMorbid Saint - Swallowed By Hell
© DarkScene Metal Magazin