Blow Up Your Speakers! So lautete das Motto des heutigen Abends in der
Innsbrucker LiveStage, der von vier einheimischen Nachwuchshoffnungen bestritten wurde.
Under Jolly Roger,
Liquid Steel,
Horizon Divine sowie die für die verhinderten
ANALphabeten eingesprungenen
Manic Disease zimmerten das musikalische Gerüst für einen
rundum gelungenen Abend im Zeichen des einheimischen Rocks und Metals.
Die Reihenfolge der Auftritte wurde im Vorfeld ausgelost, die bei Undergroundkonzerten eher ungeliebte Headlinerposition fiel
Horizon Divine zu, den Abend eröffnen durften die Innsbrucker
Manic Disease, die auf ein hoffnungsfrohes und hungriges Publikum zählen durften.
Manic Disease
Manic Disease waren nach dem kürzlich absolvierten geilen Gig in Hall (mit
Striker und
Demolisha) bestens eingespielt wiederum aufmarschiert, die
alte Thrash Metal-Schule zu pflegen. Das junge Trio hat sich tief durch den
Untiefen des urwüchsigen Thrash Metals gewühlt und versteht sich auch auf die Kunst des Schwärzens ihres Sounds.
Gleichwohl die sympathischen Jungs die Achtziger des vorigen Jahrhunderts aufgrund ihrer gesegneten Jugend nicht persönlich miterleben konnten, so halten sie das Vermächtnis jener glorreichen Tage des Metal in jeder ihrer Noten fest, Genreklassiker wie
"Morbid Visions",
"Black Metal" oder
"In The Sign Of Evil" kennen die Jungs sowieso in- und auswendig und haben den
rauen Spirit der Szeneoriginatoren und der diversen Kultacts inhaliert. Hauptsache
dreckig, roh, authentisch und orignial, so lautet die Devise dieses angeblackten Thrash Metal-Nachwuchskommandos, das nach den stilechten Introklängen von Aleister Crowley wie ein Sturm durch die LiveStage fegte. Flankiert von 2 Bannern mit Pentagrammen sowie dezent mit Warpaint ausgestattet ließen
Manic Disease ihr an
Nifelheim,
Possessed,
Exumer oder
Grave Desecrator erinnerndes
Oldschool-Gebräu aus den Boxen krachen.

Fronter Dave keifte seine Textzeilen, stilecht mit schwerem Hall versehen, ins Mikro während Basser OmO - in Jogging High steckend und nietenbewehrt – die linke Seite der Bühne ausfüllt. Der ebenfalls mit einem Stachelnietenarmband aufmunitionierte Drummer Phil gab im Nacken der Frontfraktion den teuflisch schwarzen Takt mit dem entsprechend rumpelnden Wumms vor. Dazu ließ das Drumtier dann in bester Headbangmanier die Matte kreisen, was der gut geölten Thrashmaschine zusätzliche Dynamik verleiht. Besonders positiv ist zu vermerken, dass
Manic Disease ihr Programm
fast gänzlich mit eigenen Nummern bestreiten. Zu meiner persönlichen Freude wurde das aus geilen Thrashgranaten wie
"Nekromantik Force",
"Morbid Isolation" oder dem sehr intensiven
"Night Of Evil Sorcery" bestehende Programm mit dem
Destruction – Kracher
"Total Desaster" veredelt. Das Publikum quittierte das auf der Bühne zelebrierte Thrashgewitter und den
gelungenen Auftritt der jungen und ambitionierten Truppe mit entsprechend enthusiastischem Applaus und forderte sogar eine Zugabe, worauf das Trio spontan noch einmal
"Total Desaster" durch die Verstärkerröhren jagte.
Bitte mehr davon!
Under Jolly Roger
Under Jolly Roger bestehen bekanntlich fast ausschließlich aus
Urgesteinen der Tiroler Metalszene und können allesamt auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken.
Namedropping „Tyrolean Style“ sieht somit folgendermaßen aus: Sänger Andi sang bei den Reichenauer Lokalmatadoren
Demonize, Basser Kermit darf auf eine Vergangenheit bei
T.B.C.-What? zurückblicken, AC trommelte einst bei
Sarcasm Syndrome, Gitarrist Dani zockt(e) u.a. bei
Sarcasm Syndrome,
Darkwell und
Siegfried, Youngboy Vijay zockt noch bei
Holofernes. Nachdem die Fakten nun geklärt sind kann man sich getrost dem Treiben auf der Bühne zuwenden, wo die altgedienten Haudegen die Segel ihres Schlachtschiffs gesetzt hatten und mächtig bangten und posten...
Gleichwohl die Truppe Wert darauf legt, dass sie
mittlerweile von der einstmaligen Chaoten-Coverband zu einer ernstzunehmenden Truppe mutiert sind, steht der (hochprozentige) Spaßfaktor bei dem Quintett doch auch weiterhin sehr im Vordergrund. In ihren Texten geht es – Sänger Andi betont dies bei jeder Gelegenheit – um „„Pussies“. Folgerichtig hören die Songs auf Namen wie
"Borrow Me Your Pussy" oder
"Pussy Crushing Boogie" (bei dem die Truppe von Gastsänger Urban stimmgewaltig unterstützt wurde).

Der Partysound Marke fetziger (Punk-)Rock meets Metal passt – wen wundert es? - wie der Arsch auf den Eimer.
Frisch, fromm, fröhlich und frei werkt die Truppe mit mächtig Spaß in den Backen auf der Bühne und knallt den Zuschauern Bekanntes (wie
AC/DC´s
"Whole Lotta Rosie" oder
Black Sabbath´s Jahrhundertnummer
"Paranoid") und weniger Bekanntes (wie
"Girls From Hell", bei dem Andi ein Tänzchen mit einer namenlosen Unbekannten aus Plastik wagte) vor den Latz.
Sänger Andi ist und bleibt einfach der
geborene Entertainer…das was man landläufig als eine
echte Rampensau bezeichnet. Mimte er schon auf unserer vorletzten
Darkscene Metal Party das Partyanimal und den Anheizer, so ließ er auch am heutigen Abend nichts anbrennen und sorgte mit seinen Ansagen zwischen den Songs für den einen oder anderen Brüller und entsprechend johlenden Jubel der Anwesenden. Das Ansinnen,
trotz des hohen Spaßfaktors ernst genommen werden zu wollen unterstrichen sie am heutigen Abend mit einer
soliden Leistung sowohl musikalischer als auch showtechnischer Art. Der Konzertraum war sehr gut gefüllt und sämtliche Anwesenden waren sich einig, dass dies ein
sehr lässiger und unterhaltsamer Auftritt des Quintetts war.
Liquid Steel
Liquid Steel haben sich wie der Bandname schon erahnen läßt, dem
klassischen Heavy Metal verschrieben und ihre Seelen den Göttern, die auf glorreiche Namen wie
Judas Priest,
Black Sabbath,
Iron Maiden oder
R.J. Dio lauten verkauft. Ursprünglich als
„Heavy Rock & Metal Tribute Band“ gestartet, die ihren Schwerpunkt allerdings abseits der ausgetrampelten Coverpfade legte, schaffte das Quintett einen perfekten Seteinstieg mit dem vom Publikum bestens aufgenommenen Einstiegsdoppel
"Renegade" (
Hammerfall) und dem gleichnamigen
Blitzkrieg-Song. Weiteres Zeugnis über die Vergangenheit legten die am heutigen Abend gespielten Versionen von
"Two Minutes To Midnight" (
Iron Maiden) oder das sehr geile
"Nightcrawler" (
Judas Priest) ab.

Die Truppe um den
sehr professionell agierenden Sänger Fabio, der in seiner sympathisch-lockeren Art seine Späße trieb und den Kontakt mit dem Publikum herstellte, rockte fetzig drauf los, um das Publikum von ihren Qualitäten zu überzeugen. Erfahrungen auf der Bühne konnte er als Sänger der
Iron Maiden – Coverband
Seventh Sons sammeln. Die heute präsentierten eigenen Songs wie
"Echoes Of War" oder
"The Princess And The Knight" ließen auch das eine oder andere Mal an die Glanztaten eben dieser Metalgötter denken, die Axtfraktion gab ebenso alles, um dem begeisterten Classic-Metal-Publikum alles abzuverlangen. Es wurde sowohl auf als auch vor der Bühne
gebangt und theatralisch gestikuliert, dass die Metalgötter im Himmel ihre helle Freude gehabt haben müssen! Sänger Fabio verabschiedete sich mit diesem
sehr gelungenen Konzert für ein Auslandssemester im grimmigen Nottingham. Good Luck in good old England, möge das Metalschlachtschiff nach deiner Rückkehr wieder voll Fahrt aufnehmen!
Horizon Divine
Horizon Divine teilten ja nicht zum ersten Mal die LiveStage-Bühnenbretter mit
Under Jolly Roger, bereits im Rahmen der Local Heroes – Reihe gab man sich in der LiveStage die Ehre. Die Osttiroler, die heute leider nur zu viert antreten konnten, machten das Beste aus ihrer dezimierten Lage und §legten sich mächtig ins Zeug, den Nordtirolern zu zeigen, dass sich auch der Landesteil hinterm Felbertauern schwer auf´s Rocken versteht
.
Der Sound der seit 2008 unter dem Banner Horizon Divine firmierenden Truppe orientiert sich eher an
klassischen HardRock- und Metalacts wie§
Iron Maiden,
Manowar oder auch
Serenity (mit denen sie bereits die Bühnenbretter teilen durften). Zur Freude der anwesenden Fans wurden diverse Coverversionen dargeboten, darunter zwar Standards wie
Manowar´s
"Warriors Of The World",
Steppenwolf´s
"Born To Be Wild" oder
AC/DC´s
"Highway To Hell", aber leider keine Überraschungen.

Dass die Headlinerposition nicht immer ideal ist bekam das sympathische Quartett leider zu spüren, da einige Zuschauer aufgrund der vorgerückten Stunde und nach 3 Vorbands schon abgewandert waren.
Horizon Divine ließen sich davon allerdings nicht die Laune verderben und konnten die noch anwesenden Banger bestens unterhalten.
Besonders Frontmann Josef vermochte dem Auftritt des Quartetts Auftrieb zu verpassen, der mit
"Old Love" oder
"Save Me" auch eigene Kompositionen enthielt, die am ehesten als kraftvoller, melodischer Hardrock bezeichnet werden können. Optischer Blickfang war natürlich Bassmädel Sandra, doch auch Gitarrist Mathias verstand sich auf die eine oder andere Pose. Ich würde den Jungs (plus Dame)
mehr Selbstbewusstsein wünschen, da sie sich nicht hinter Coverversionen verstecken müssen, sondern vielmehr das Potential haben, tolles eigenes Material zu schreiben, wie der
kraftvolle Auftritt am heutigen Abend und Tracks wie
"Remember Tomorrow" beweisen. Nachzuhören wird das Ganze dann auf dem Debütalbum sein, das kommenden Winter erscheinen wird.
Die zahlreich anwesenden Zuschauer (immerhin hatte sich die respektable Zahl von rund
160 Headbangern eingefunden) am heutigen, sehr unterhaltsamen und kurzweiligen Abend im Zeichen des einheimischen Rocks und Metals bestätigen den Eindruck eines gut gefüllten Konzertsaals,
alle Bands waren gut bei Laune und lieferten tolle Shows ab, der Sound war ebenfalls bei allen Showcases druckvoll und transparent. Wenn weiterhin so gute Packages zur Wahl (wenngleich die Grundausrichtung heute doch eher traditionell war und Manic Disease doch eher der bunte Farbtupfer waren) stehen hat bei einem
humanen Eintrittspreis von 5 Euro kein Banger mehr eine Ausrede, diesen
lässigen Nachwuchs/Undergroundevents fernzubleiben, weiter so!
Photocredits:
RedStar (Manic Disease)
Markus Kaltenböck | DEVCON5 Network (Under Jolly Roger, Liquid Steel, Horizon Divine)