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Sanctuary, Heir Apparent, Satan, Pagan Altar, RAM, Sinister Realm, Dark Forest, Asgard
14.01.2012, Posthalle, Würzburg 
Metal Assault  
DarksceneTom
DarksceneTom
(139 Live-Berichte)
Was hätte ich vor 20 Jahren, in jenen Tagen als die Gottalben von Heir Apparent und Sanctuary nahezu tagtäglich über meinen Plattenteller schaukelten um mir die jungfräulichen Lendengegenden in Wallung zu bringen, dafür gegeben, diese beiden Ausnahmebands je live zu erleben.
22 Jahre nach der Veröffentlichung des vielleicht besten US Power Metal Albums aller Zeiten, Jahrzehnte nach der Geburt eines ultimativen und zeitlosen 10-Punkte Albums namens "Into The Mirror Black" sollte es nun also wirklich wahr werden. Sanctuary besuchen Europa, und auch wenn der wachsame Nevermore Fan ob der zuletzt bezeugten Verfassungen von Warrel Dane äußerst vorsichtig mit seiner Vorfreude war, stand sofort fest, dass man sich diesen Auftritt trotz aller Skepsis nicht entgehen lassen würde.

Warrel Dane und Sanctuary kamen endlich übern großen Teich. Sie kamen, sie sahen und siegten NICHT auf voller Länge! Dazu aber später mehr. Lasst uns zuvor den ganzen Tag, die gesamte Audienz eines Metal Assault II Revue passieren. Eines Festivals, das neben vielen Höhen, so ehrlich muss man trotz rosaroter Brille und unbeugsamen Metalheartdaseins, auch einige Tiefen offenbarte. Für die Einleitung in die Nacherzählung des ersten blitzsauberen Metal Trips des noch frühen Jahres 2012 übergebe ich nun aber stilgerecht an Bruder Cle, um mich dann für die Zeilen zu RAM wieder zurück zu melden…



05:30 Die Reise beginnt:

Aus der Dunkelheit kamen sie langsam näher. Schwerfällig vor sich hinstolpernd, teils mit ausgestreckten Armen, starrem Blick und offenen Mündern. Nein! Keine Szene aus Romeros "Dawn Of The Dead" – es war wieder Zeit für einen 25-Stunden Metaltrip zum Metal Assault-Festival 2012!

Halb sechs ist für die meisten Metaller eine eher ungewohnte Zeit. Trotzdem ist die Laune bestens, als die 18 in feinstes Tuch gehüllten Die-Hard-Metaller Punkt sechs ihre Hopfenjause in den nagelneuen Sprinter laden. Fahrer Thomas entpuppt sich als netter, unaufgeregter Mensch mit sicherem, ruhigen Fahrstil und ausgeprägter Musiktoleranz. Genau der richtige Mann, um die Darkscene-Delegation gen Würzburg zu schippern. Da bereits um 5:45 Uhr der erste Kronenkorken fliegt, ist sechs Stunden (die für die Darkscene Redaktion üblichen 4 Biere) und zwei, drei Pinkelstops später die Stimmung bereits bestens, als der Bus auf den Parkplatz vor den Posthallen einbiegt. Keine Sekunde zu früh, denn Asgard stehen bereits auf der Bühne und sind bereit, den anwesenden Metallern die härteste Mittagspause unter der Sonne zu bescheren.

Asgard

"Disciples" und "I Spit On Your Hand" machen den Anfang und zeigen schnell, wer das ultimative Speed Metal-Erbe von Bands wie Agent Steel verwaltet. Sänger Mace erinnert mit seiner glasklaren Sirene klar John Cyriis und auch musikalisch lassen die Jungs nichts anbrennen. Schon fliegen die ersten Matten, die ersten Fäuste sind gegen die Hallendecke gereckt und der Metal feiert fröhliche Urständ. Während die Innsbrucker Delegation kräftig "de Ruabn beidelt" lassen die Italiener showtechnisch den Bär tanzen. Unbändige Spielfreude und ein klasse Cover von "Deathriders" von Anthrax-Debüt krönen den Auftritt der mit "Agents of…" äh…."Asgard Invasion" einen tollen Abschluss findet.
Klasse Auftritt einer sehr genialen Band, die mit "The Seal Of Madness" (zum Review) nicht nur ein Weltklassealbum im Gepäck hat, sondern die bald auch in Deutschland ähnliche Erfolge feiern kann, wie Alpha Tiger letztes Jahr.



Dark Forest / Tyranex

Die Engländer Dark Forest hatten wohl die wenigsten Fans auf ihrer To Do-Liste für diesen Nachmittag. Aber die Jungs machen ihre Sache wirklich gut. Zwar können sie das Stimmungslevel von Asgard nicht ganz halten, aber Songs wie "Hourglass" oder "Defender" überzeugen auf ganzer Linie. Solider Auftritt!
Gerade noch durch die Absage von Antichrist auf das Billing gerutscht sind die Norweger Tyranex, die wahrscheinlich unbekannteste Band des Festivals. Das Thrasher-Trio infernalis wird von Sängerin und Gitarristin Linnea angeführt und ballert einen Hassbrocken nach dem anderen ins Publikum. Die Songs des Debütalbums "Extermination Has Begun" definieren zwar jetzt nicht gerade das Genre neu, sind aber jedenfalls cooles Headbangerfutter und Linneas optische Präsenz geben der Band halt das gewisse Etwas. Ohne hübscher Blondine in Spandex täte sich die Band aber gegen die massig vorhandene Konkurrenz aber sicher deutlich schwerer. Anyway, Tyranex lassen es krachen und können zumindest das Stimmungslevel halten.



Sinister Realm

Der Bierkonsum steigt! Und als Sinister Realm die Bühne betreten, sind bereits viele in richtiger Partylaune. Der wuchtige, stark an Dio, alte Priest und Sabbath zu "Tyr" und "Headless Cross"-Zeiten angelehnte Sound weiß definitiv zu begeistern. Vor allem hat man mit Alex Kristof definitiv einen genialen Sänger und charismatischen Frontmann in den Reihen. Leider fehlen in der Setlist unverständlicherweise "Mongol Horde", wahrscheinlich eines der besten Instrumentalstücke seit Maidens "Transylvania" und das überragende "The Tower Is Burning" vom aktuellen Album "The Crystal Eye" (zum Review). So bleibt als frühes Highlight "Tormentor", bei dem die Köpfe bis zum hinteren Ende der Halle zurück kräftig wippen. Stark!
Doch die echten Höhepunkte des Abends sollten noch kommen. Und so viel sei schon verraten – es waren nicht die erwarteten.
(Bruder Cle)



…während unser Frontwarrior Bruder Cle also die "härteste Mittagspause" des frühen Jahres durchgebangt hatte, kamen Teile der Tiroler Belegschaft einfach nicht drum herum, sich ihre mit Gerstensaft bis zum Anschlag aufgefüllten Mägen mit vollwertigem (so wäre der Plan gewesen) Futter aufzufüllen, um eine "Ausgewogenheit" wiederherzustellen, die es erlauben würde das Festival bis zum Ende zu genießen. Bereits zu früher Nachmittagsstunde kam es bereits dabei zwar "etwas anders als gedacht", aber man will ja nicht jammern. Mehr oder weniger frisch, aber dennoch und gottlob trotz der durchaus üblen Mexican Fast Food Erlebnisse in der Würzburger Innenstadt, kämpfen wir uns jedenfalls nach weiteren 4 Bieren und nach der ersehnten Metal-Vollbedienung lechzend, an bangenden Jungmetallern vorbei zurück in die Halle, um volley einem meiner Lieblinge des Tages die Ehre erweisen zu können...

RAM

So großartig ich Asgard, Dark Forest und Sinister Realm auch finde: Die Schweden RAM sollten mein erstes persönliches Highlight werden. Nicht nur ihr Ruf als superbe Liveband, auch das sehr geile "Death" Album (zum Review) ließen die Spannung steigen. Was nun folgte, war genau das was man sich von RAM erhoffen durfte.

Authentische old-school Attitüde einer glaubwürdigen, hungrigen und hochtalentierten Band, die den Spirit der 80er Jahre perfekt einzufangen weiß, ohne aufgesetzt zu wirken. Nicht nur die Bühnenpräsenz der fünf Jungs aus Göteborg ist ein Zungenschnalzer, vor allem die Performance von Frontman Oscar, die herrlichen Songs mit ihren traditionellen NwoBhm Zitaten, mitreisenden Riffs und zum Teil durchaus unkonventionellen Gesangslinien, sind immer wieder ein Garant für amtlich schweißtreibende Metal Shows. RAM sind mittlerweile weit mehr als jene Band, der man einst das wertvolle Prädikat von Judas Priest Erben verliehen hatte. RAM sind eine spitzen Metal Band, die ihre Einflüsse auch überm großen Teich zu finden weiß! Das beweisen sie heute einmal mehr locker und auch wenn der Sound nicht immer ganz perfekt scheint, gehen mir spätestens bei großartigen Songs wie "Defiant", "Flame Of The Tyrants" oder "Machine Invaders" erstmals die berühmten Tröpfchen in die Hose. Spätestens dann wenn sich RAM gegen Ende der Show zwei Fahnenträger an die Bühnenflanken holen, die den fünf headbangenden Metalheads den triumphalen Finalrahmen schaffen, fühlt man sich vorm geistigen Auge endgültig in längst vergangenen Tage zurückversetzt….sehr geil!



Setlist RAM:

1. 1 7 7 1 (Intro)
2. Defiant
3. Under the Scythe
4. Sudden Impact
5. Forced Entry
6. In Victory
7. Awakening the Chimaera
8. Flame of the Tyrants
9. Machine Invaders
10. Infuriator
11. 1 7 7 1 (Outro)



...während man sich nun wieder der hopfenschwangeren Stärkung hingibt, übergebe ich an Kollege Werner, um mich für die Zeilen zu den ersehnten Headlinern zurück zu melden….

The Sanity Days

Bei The Sanity Days handelt es sich um niemanden anderen als 50% Onslaught im semilegendären Line-Up von 1989. Die Ankündigung, dass sowohl Stücke vom melodischen "In Search Of Sanity" Album (zum Classic) als auch einige Grim Reaper Songs aufs Parkett gelegt werden, löste insofern Begeisterung aus, als dass eigentlich keiner mehr daran glaubte, Steve Grimmett am Mikro (im Dienste seiner ex- Band) überhaupt noch live zu sehen, weil es ja Onslaught seit Jahren wieder mit Originalsänger Sy Keeler gibt und Steve Grimmett laut früherer Aussagen mit Sounds der härteren Gangart nimmer viel am Hut habe.
Meine persönlichen Erwartungen waren daher nicht besonders hoch, unter anderem deshalb, weil lediglich besagter Grimmett und Drummer Steve Grice als einzige Member dieser Onslaught Phase die Bühnenbretter betraten. Am Bass bzw. an der Klampfe konnte man indes die Herrschaften Jase Stallard und Al Jordan verpflichten, die hier als Zwangskompensation eine durchaus solide bis fehlerfreie Performance ablieferten. Zwar hätte man das Fehlen der zweiten Axt (zu "In Search Of Sanity" Zeiten von Rob Trotman bedient) speziell während der Soloparts als kleines Manko bewerten können, sollte dies jedoch nur eine Randkritik bleiben, die den positiven Gesamteindruck kaum schmälerte. Am meisten vermochte der jetzige Lionheart Blondschopf Steve Grimmett zu überzeugen (wenn nicht sogar zu überraschen), dessen Stimme immer noch brillant und kraftvoll oszilliert. Bei Mitbewerbern seiner Altersgruppe keine Selbstverständlichkeit. Gestartet wurde plangemäß mit dem starken Titeltrack von "I. S. O. S.", dem die Stücke "Shellshock", "Blood On The Ice" und "Welcome To Dying" folgten. Der Griff in die NWoBHM Schatzkiste, sprich zu den Grim Reaper Klassikern "Rock You Hell" und "See You In Hell" war der angekündigte Nostalgieausflug in die frühen Achtziger, ehe das schon damals ziemlich gepushte AC/DC Cover "Let There Be Rock" (zweite "I. S. O.S." Singleauskoppelung 1989) den Gig der sympathischen Briten abrundete.

Nicht nur ein mit Herz und Seele in der NWoBHM verwurzelter Bruder Cle hätte anstatt letzterem lieber einen Kracher à la "Fear No Evil" gehört - verständlich eigentlich…
(Werner)



Satan

Im Vergleich zu vielen "alten Helden" dieser Nacht haben Satan einen dicken Pluspunkt. Bei den Briten hat man einfach zu jedem Moment das Gefühl, dass eine amtlich eingespielte und ehrlich arbeitende Band auf der Bühne steht.
Frontman Brian Ross ist in Würde gealtert, versprüht die Magie der 80er Jahre und sieht einfach immer noch aus, wie der Frontman einer NwoBhm Legende aussehen soll. Zudem war der Mann zeit seines Lebens nichts anderes als bekennender Metalhead, singt immer noch absolut perfekt und erfüllt die Bühne mit genau jener Magie, die einigen anderen Bands dieser Nacht fehlen sollte. Was soll man sagen und was durfte man sich mehr erhoffen, als dass sich diese NwoBhm Legende auf die Bühne stellt, um nahezu das gesamte 83er "Court In The Act" Meisterstück (zum Classic Review) durchzurattern. Das Satan Debüt ist ohne Zweifel immer noch eine der holdesten Gaben des britischen Metal. Dieses Album ist eine Legende, ebenso wie diese Band, die ihrem Status und ihrer Magie gottlob auch völlig gerecht wird. Der Set ist ein Genuss, Songs wie "Trial By Fire", "Blades Of Steel" oder "Dark Side Of Innocence" sind auch dreißig Jahre nach ihrer Geburt absolute Zungenschnalzer und lassen Satan auch an diesem Abend als absolute Gewinner von der Bühne stolzieren!

Ich liebe Satan, hätte mir aber in Anbetracht der beiden Headliner dieser Nacht dennoch nie erträumt, dass ich die Engländer am Ende der Reise zum Highlight des dritten Drittels erklären würde. Satan haben auf voller Länge überzeugt und genau so macht ein "nostalgischer" Metal Gig auch richtig Spaß!



Setlist Satan:

1. Intro
2. Trial by Fire
3. Blades of Steel
4. Time To Die
5. No Turning Back
6. Break Free
7. Hunt You Down
8. Oppression
9. Testimony
10. The Ritual
11. Dark Side of Innocence
12. Alone in the Dock
13. Kiss of Death

…trotz all der großartigen Bands, an deren Kunst man sich bisher ergötzen durfte, sollte nicht nur für die Maniacs der Darkscene Redaktion eigentlich genau jetzt, der ganz große Knall kommen. Was nun folgen sollte, kann man eigentlich nur als den Himmel für US Metal Fans alter Schule bezeichnen. Bessere Bands und makelloserer Alben als jene von Heir Apparent und Sanctuary hat es nie gegeben und ihre Magie ist noch heute unantastbar.…

Heir Apparent

Es wird spannend und schön langsam wird auch der geeichteste Metalveteran ein kleines bisschen unruhig, denn der Auftritt von Heir Apparent schaffte es doch glatt, meine mittlerweile doch recht abgebrühte Seele bereits Tage und Wochen zuvor in Verzückung zu bringen und so was wie Nervosität zu schüren.
Alte Lieben rosten einfach nicht und sind wir uns ehrlich: Bessere Alben als "Graceful Inheritance" (zum Classic Review) und "One Small Voice" hat es in den letzten 30 Jahren großer Musikgeschichte nicht oft gegeben. Solche Gottwerke sind Taten für die Ewigkeit, laufen noch Jahrzehnte danach regelmäßig über unsere Plattenteller und, vielleicht liegt darin auch ein klein wenig des Problems begraben, man kennt jeden ihrer Töne in- und auswendig, man hat die Lyrics und die Bandphotos tief in seine Seele aufgesaugt, und man wünscht sich eine Reise in die Vergangenheit, wenn man seine Helden dann erstmals live erleben darf.

Dann ist es soweit: Heir Apparent kommen auf die Bühne und mir persönlich wird gleich mal ein Großteil meiner Vorfreude genommen.

Hätte man während des heiß herbeigesehnten Heir Apparent Gigs 60 Minuten die Augen verschlossen und die imaginären Bilder der Alben und Bandfotos vorm auf 80er Jahre Magie getrimmten geistigen Auge aufgebaut, wäre dieser Set zugegeben und trotz der ungewohnten Vocals von Jeff Carrell großartig gewesen.
Musikalisch zeigen sich die vier Herren absolut top, und auch wenn der tiefer gelegte Gesang und das wenig inbrünstige Stageacting von Jeff mitunter etwas moderner gelagert sind als es die Originale erfordern, sind Songs wie "Another Candle", "Tear Down The Walls" "Keeper Of The Reign" oder "Dragons Lair" ein ohraler Genuss und musikalisch wie aus einem Guss präsentiert.



Optisch jedoch - und hier kommt meine altbekannte "one-off-show-reunion-paranoia" durch - prallt eine fremde Welt auf wohlbekannte und unantastbare Musikgeschichte. Ich verstehe natürlich, dass die Mander nicht mehr so aussehen können oder wollen als noch vor weit über 20 Jahren. Wenn man sich aber nach einer Ewigkeit wieder auf eine Bühne stellt, um seiner großen Vergangenheit Tirbut zu zollen und den hungrigen Fans das Bestmögliche bieten will, dann geht definitiv mehr, als sich einfach die Freizeitkluft anzuziehen. Vor allem jene Klamotten die Jeff Carrell dem, auf Nostalgie und Zeitreise getrimmten, Publikum zur Schau stellt, grenzt nahezu an Provokation. So geht man in den USA zu einem Baseball Match, von mir aus auch in die nächste Bar oder zu einem Clubgig um die Ecke. Aber so darf und soll man sich nicht vor jene lechzenden Mäuler stellen, denen ein Traum in Erfüllung geht, wenn sie eine Gottband vergangener Tage endlich mal live erleben dürfen.
Die Kunst von Heir Apparent ist zeitlos und göttlich. Aber sie identifiziert den Charme und die Aura der 80er Jahre und deswegen muss man hier, trotz einer einwandfreien Darbietung aller vier Protagonisten, einfach etwas mehr erwarten können.

Ich will hier aber gar nicht zu kritisch mit meinen alten Helden ins Gericht gehen. Natürlich ist es eine Freude Heir Apparent live zu erleben und die Show trotz der schrägen Optik und der nicht ganz so magischen Vocals ein Zungenschnalzer. Eine makellose Darbietung perfekter Musiker, von denen ich persönlich zwar Songs wie "We The People", "Just Imagine", "Screaming" oder das traumhafte Simon & Garfunkel cover "Sound Of Silence" weit lieber gehört hätte, als ein zugegeben sehr fett und perfekt intoniertes Black Sabbath Cover zu "Heaven And Hell" (das natürlich, so wie immer und überall und eigentlich sowieso auf mittlerweile jedem Festiva die Stimmung zum Höhepunkt treibt).

Am Ende bleibt aber dennoch die Skepsis und man darf mich schimpfen und verachten. Auch wenn es wunderbar war, diese Gottsongs des US Metal live zu erleben:
So will ich meine alten Helden einfach nicht unbedingt sehen. Da leg ich mir lieber die Platte auf, schau mir die Bandfotos vergangener Tage an, und genieße die Musik einer Zeit, die leider schon viel zu lange vorbei ist. Denn die ganz große Magie, die Heir Apparent und ihre Kunst zeitlebens ausgemacht hatte, die war hier und heute nicht im Saal…



Setlist Heir Apparent:

1. Intro
2. The Servant
3. Hands of Destiny
4. A.N.D.... Drogro Lived On
5. Masters of Invasion
6. Tear Down the Walls
7. The Haunting
8. R.I.P.
9. Another Candle
10. Keeper of the Reign
11. Dragon's Lair
12. Decorated
13. Heaven And Hell (Black Sabbath cover)
14. Young Forever

Sanctuary

Mein Gott, wie lange habe ich darauf gewartet eine meiner unsterblichen US Power Metal Gottheiten live erleben zu dürfen. Auch wenn die Gründe dafür, dass Warrel Dane und Mannen Sanctuary wieder beleben wohl weniger in purer Überzeugung, denn im Zerfall von Nevermore zu finden sind, und auch wenn mir der Heir Apparent Gig noch etwas klotzig im Hals steckt, sollte es eines der ganz großen Highlights werden, die unsterblichen Klassiker von "Into The Mirror Black" (zum Classic Review) und "Refuge Denied" live erleben zu dürfen.
Sanctuary in Beinahe-Originalbesetzung (für Sean Blosl bzw. den mit Warrel wohl zu arg verstrittenen Jeff Loomis konnte Forced Entry Gitarrist Brad Hull gewonnen werden) könnten doch gar nicht enttäuschen. Selbst wenn Warrel Dane erwartungsgemäß nicht im Stande sein sollte, die Songs in derart extremen Tönen zu intonieren wie einst, musste diese Show einfach gottgleich werden.

Die Nervosität kommt mir dann beinahe beim Rachen raus, als die Lichter ausgehen, und die ersten Töne von "Eden Lies Obscured" erklingen. Sofort setzen sich alle Körperreize in Bewegung, vorm imaginären Auge bauen sich Traumwelten und Jungenderinnerungen auf. Jeder einzelne Ton ist tief in der Blutbahn verankert und bis ins Detail bekannt. Die Euphorie lässt aber leider Gottes ebenso schnell nach, wie sie sich in die Venen kämpfte.
Hier fehlt der Punch und wo bitteschön ist die Leidenschaft? Der Sound ist alles andere als perfekt. Die Band und auch Warrel Dane, der sich zwar sichtlich abmüht aber zumindest nüchtern und gut gelaunt scheint, machen ihre Sache gut, aber es fehlt mir jegliche Hingabe.



Keine sonderliche Lightshow und nicht mal Backdrop zieren die Bühne des "Headliners". Nun da Nevermore (zumindest vorerst) endgültig Geschichte, will es Warrel Dane also doch noch mal mit jenen Gottsongs wissen, die er in den letzten zwei Dekaden immer wieder gern als überholt deklariert hatte. Es sei ihm genau so verziehen wie vielen anderen. Alles egal.
Die göttlichen Klänge der beiden Sanctuary Klassiker sollten für sich sprechen, sollten den unantastbaren Höhepunkt des Festivals darstellen und alle müden Knochen erst so richtig in Bewegung setzen. Das Haar geöffnet und bereit für das kollektive US Power Metal Gebet, will der Funke aber bereits während der ersten Töne von "Die For My Sins" und "Battle Angels" nicht so richtig rüber springen.

Es geht nicht nur mir so. Die gesamte anwesende die-hard-Sanctuary Abteilung aus Innsbruck sieht sich hin und her gerissen. Natürlich ist jeder einzelne Ton pure Magie, natürlich passt auch die musikalische Darbietung und natürlich hat keiner erwartet, dass Warrel Dane die unmenschlichen Voclas in seinem reifen Alter genau so rüberbringt, wie noch als junges Goldkehlchen. Irgendwie will aber das Gesamtkonglomerat von Sanctuary heute nicht so massiv zünden, wie man es sich erträumt hatte. Der Sound ist gut, aber nicht fett genug. Die Gitarren perfekt gespielt, aber zu wenig druckvoll. Die Performance der Band ist in Ordnung und auch Warrel Dane ist trotz immer wieder nach oben rutschender Wollmütze offensichtlich gut gelaunt.
Aber so was wie Leidenschaft und die berühmte, bereits bei Heir Apparent nicht glaubhaft rübergebrachte, Authentizität vermisst man. Spätestens dann wenn sich unter die mitunter doch recht gequälten Voclas von Warrel unplatzierte "Jump, Jump" Aufrufe und einige deutlich moderne, Nevermore-lastige, und für Sanctuary Songs einfach nicht passende Stimmmomente schleichen, bricht zumindest jenen Fans, die so wie ich jeden einzelnen Ton von "Into The Mirror Black" in- und auswendig kennen und zeitlebens wie lebensnotwendige Nahrung aufgesaugt haben, irgendwie doch das Herz.



Haar und Haupt bleiben trotz unsterblicher Übersongs wie "Future Tense", "Long Since Dark" oder "Taste Revenge" überraschend trocken, und das ist eigentlich das Schlimmste, von dem ich hier erzählen kann.
Am Metal Assault war ausschließlich die Sanctuary Setlist zum Niederknien. Der Rest war jener unfassbaren Tiefe, jener Schönheit und jener Magie des unerreichten Vermächtnisses "nicht" ganz würdig.

Ich getraue mich an dieser Stelle zu behaupten, dass wenig Menschen eine innigere Liebe zur Kunst von Sanctuary besitzen als meine Wenigkeit. Vielleicht liegt der Hund darin begraben, dass ich zu blauäugig war. Vielleicht hab ich zu viel und Unmenschliches erwartet und vielleicht war meine innigste Liebe zu dieser Band und ihrer Kunst heute mehr Fluch als Segen, denn trotz einer gottgleichen Setlist verlasse ich persönlich das US Power Metal Spielfeld leider Gottes ebenso enttäuscht, wie viele andere Fans.

Ich verneige und bedanke mich an dieser Stelle bei allen Beteiligten für die unsterblich schöne Musik die sie uns gegeben haben. Kunst die uns ewig begleiten und begeistern wird!
Trotz der rosaroten Brille muss man am Ende eines Set voll unsterblicher Gottsongs aber von einem Wechselbad der Gefühle zwischen Gänsehaut und Enttäuschung erzählen, und glaubt mir: Das tut gerade mir, als unsterblichen Sanctuary Fan wirklich weh.




Setlist Sanctuary:

1. Eden Lies Obscured
2. Die for My Sins
3. Battle Angels
4. Seasons of Destruction
5. White Rabbit
6. The Mirror Black
7. Sanctuary
8. Future Tense
9. One More Murder
10. Soldiers of Steel
11. Termination Force
12. Veil of Disguise
13. Long Since Dark
---
14. Taste Revenge

Am Ende des Metal Assault II geben sich also Freude und Enttäuschung die Hand. Freude über tolle junge Bands, über unkaputtbare Satan und Enttäuschung über zwei meiner größten Helden ever, die es leider nicht geschafft haben, das Kunststück zu vollbringen, ihre Kunst und Ausstrahlung glaubwürdig und erhaben ins Hier und Jetzt zu transportieren.

Genau jenes Feuer und jene Spielfreude die junge Bands wie Asgard oder RAM so authentisch und mitreisend machen, fehlen vielen jener Söldner, die immer wieder für einmalige und "sensationell" Shows zu kultigen Metal Events für die eingefleischtesten unter den Metal Freaks eingeflogen werden.
So werden viele Fans enttäuscht und Träume zerstört, zumal nicht jede Band das Charisma, die Aura, Magie und die vor Allem authentische Überzeugung so packend und ehrlich transportieren kann, wie es uns zuletzt die zum Niederknien schönen Comebackshows von Crimson Glory, die einmal mehr großartigen Satan oder unkaputtbare Auftritte von Vicious Rumors oder Helstar demonstrierten.

Was bleibt ist die Wahrheit, die wir schon vorher kannten:
Das Metal Asault war und ist die perfekte Kombination aus gepflegtem Heavy Metal von der Basis, geselligem Beisammensein von positiv Verrückten und eine der besten Möglichkeiten seine nicht enden wollende Sammlerleidenschaft zu befriedigen. Musikalisch hat dieser Tag das Potential einiger großartiger Newcomer und Undergroundbands bestätigt und selige Erinnerungen an große Momente unsrer Musikhistorie ins Hier und Jetzt transportiert. Letzteres zwar nicht immer 100% überzeugend, aber was solls: "Into The Mirror Black" und "Graceful Inheritance" bleiben dennoch weiterhin zwei jener elitär berühmten Alben, die man auf die "Insel" mitnehmen würde. Auch wenn Satan am heutigen Tage zum Gewinner und heimlichen Headliner des Abends wurden.

Metal On Warriors!



Für die Livefotos bedanken wir uns bei Sandro Buti von Metalmaniac.it.
Mille grazie !
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