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W.A.S.P.
30.10.2015, Rathaussaal, Telfs 
 
DarksceneTom
DarksceneTom
(139 Live-Berichte)
Ist Gotteslästerung eine Todsünde?

Eigentlich ist der Verfasser dieser Zeilen mit sich selber durchaus im Reinen und für mich steht seit mittlerweile 25 Jahren auch fest, dass ich am Ende meiner Tage in den Metal Himmel einziehen werde. Ob Gotteslästerung daran was ändert, ist natürlich eine durchaus berechtigte Frage? Kritik an Ikonen der Szene und großen Helden der Jugend zu üben, ist eine verdammt schwierige Sache und sie tut mir im Herzen auch zutiefst weh!

Am Schwierigsten wird es für einen W.A.S.P.-Maniac wie mich vor Allem dann, wenn mein ganz großer Held wieder mal Dreck am Stecken hat. Zwei Herzen schlagen dann in meiner Brust und genau so sollte es auch heute sein. Aber der Reihe nach...

Wunder geschehen! In den letzten Jahren, zumindest an der lokalen Livefront, geschehen sie beinahe im Monatstakt. Anders ist es auch kaum zu erklären, dass Meister Lawless heute tatsächlich auf der Bühne des Rathaussaal Telfs steht. Vor 20 Jahren hätte Mr. Rockstar wohl nicht mal seinen kleinen Zehen in die milde Herbstbrise der "Provinz" Tirol gestreckt. Nach einem unsäglichen Innsbruck Intermezzo 2004 und der Sensationsshow im Komma Wörgl zum Livereview) im Oktober 2010, finden W.A.S.P. im Zuge ihrer "Bloody Road To Golgotha Tour" nun aber tatsächlich den Weg nach Telfs. An dieser Stelle gleich wieder mal unser Dank an die Telfs Lebt!-Macher, die uns nach Skid Row, den Pretty Maids, Black Star Riders und Mustasch bereits die fünfte Klasseshow harter Gitarrenkunst in knapp drei Jahren präsentieren. Vielen Dank, der Erfolg gibt euch und irgendwie dann auch uns allen recht!
Für eine Legende wie W.A.S.P. kommen dann natürlich auch junge und alte Banger aller Lager aus ihren Löchern gekrochen und auch manch lange nicht gesehenes Relikt der 80er und 90er Jahre gesellt sich wieder mal unters Volk. Wie erwartet ist der Rathaussaal heute und für W.A.S.P. somit mit knapp 700 Metalheads natürlich auch richtig gut gefüllt und alles bereit für eine hoffentlich amtliche Party.



Klar, wer lässt sich schon so eine Legende wie W.A.S.P. entgehen. Da können noch unzählige Generationen wichtigtuerischer Semi-Musikexperten daherkommen und sowas wie alte Säcke oder Schema-F Songwriting erzählen. "Shut The Fuck Up!" Wer so viele Hits und so viele Überalben im Gepäck hat, wie Meister Lawless, der muss sowas nicht kommentieren!
Ebenso wenig seine Fans, diejenigen die diese Band durch ihre Jugend begleitet hat und all jene Jungen und Alten, die die Beständigkeit und die unbeirrbare, musikalische Konsequenz von W.A.S.P. wahrhaftig kapiert haben! Ein Metal Fest, eine absolute Metal Party für Alt und Jung muss es also werden, was hier und heute passierten soll, zumal W.A.S.P. mit ihrem grandiosen "Golgotha" (zum Review) obendrein eines ihrer besten Alben seit 20 Jahren im Gepäck haben und sich damit quasi im x-ten Frühling befinden.

Einem Ausnahmeabend und einer Ausnahmeparty kann also rein gar nichts was anhaben! Wenn überhaupt, dann nur eine eventuell schwächere Tagesform von Captain L. oder etwaige Launen, die wir Innsbrucker ja schon vor einigen Jahren erleben durften .... aber wir glauben ja grundsätzlich immer (noch) ans Gute.

Nach einem erwartet verzichtbaren, austauschbaren und zweitligatauglichen Auftritt der Italiener Lucky Bastardz, deren Standard-Hard Rock mit Höflichkeitsapplaus nach Hause geschickt wird, ist es um Punkt halb 10 endlich soweit. Die Lichter gehen aus und das übliche Intro-Intemezzo donnert durch die Boxen.
Wer W.A.S.P. noch nicht so oft live gesehen hat, der wird von Beginn an bestens bedient und am Ende der Show werden wohl auch all jene, die das Geschehen auf der Bühne nicht ganz so kritisch beäugen, komplett zufrieden gewesen sein. Die Lightshow und die Bühnenaufbauten mit den Videoprojektionen machen jedenfalls wieder mal ordentlich was her, der Sound ist klar und die Band "augenscheinlich" so gut drauf, wie man es erhoffen konnte.



Meinereiner darf sich aber dennoch mit ein wenig mehr Kritik an diese Rezension wagen. Wenn es wirklich irgendwas an W.A.S.P.-Shows der letzten Jahre zu kritisieren gab, dann die Setlist. Klar, alle wollen die großen Hits hören, wer aber so ein dichtes Repertoire an Heavy Metal Übersongs hat wie W.A.S.P., der dürfte ruhig mal den ein oder anderen Knaller mehr auspacken. Heute ist zumindest "Inside The Electric Circus" wieder mal mit dabei um zu begeistern, dennoch ist die Medley-Chose, in der Blackie große Songs wie "On Your Knees" oder eben "Inside..." seit Ewigkeiten nur abgespeckt serviert, für einen echten Fan nicht restlos befriedigend.
Spaß macht es natürlich dennoch, diese Meilensteine und diese ewigen Hits immer wieder aufs Neue zu hören. Weiter geht's (wie beinahe gewohnt) mit dem ewigen The Who-Cover "The Real Me" (stattdessen einfach jeder andere "Headless Children" Song lieber in der Setlist gesehen würde) und einem unabnützbar geilen "L.O.V.E. Machine", das uns Meister Gesetzlos einmal mehr mit richtig starken Vocals um die Lauscher zimmert.

Jammern auf allerhöchstem Niveau! Bis hierhin ist nämlich alles im tiefgrünen Bereich. Der Sound ist zwar etwas leise, ansonsten scheint der Meister ebenso in guter Form und Laune, wie seine unkaputtbaren Fransenstiefel und die Spandexhose, die ihn seit einer gefühlten Ewigkeit nach Europa begleiten. In erster Linie singt Blackie bis dato aber auch richtig gut, geradezu klasse und verdammt nochmal richtig live, und auch wenn der Gesetzlose mittlerweile ein wenig an die alte Liz Taylor erinnert, so hat er sich optisch seit der letzten Tour zumindest gut gehalten.

Telfs feiert W.A.S.P.. Die Stimmung ist klasse und bis hierhin ist das auch absolut berechtigt!



Dann aber kommt der Moment, in dem mir und meinem Waspnation-Langzeitgefährten neben mir die Mundwinkel im Sekundentakt weiter nach unten fallen. Diesen Moment wollten wir nie erleben, zumal die leidige Diskussion seit Jahren absolut unbegründet durch die Szene geistert und wir beide uns aus voller Überzeugung und vehement dagegen wehr(t)en um Lawless' Ehre zu wahren!

"Last Runaway" sollte uns aber heute erstmals Lügen strafen. Dieser supercoole, neue Ohrwurm, kommt meiner Meinung nach zu 90% komplett vom Band. Ob die Band nun live spielt oder nicht, kann man nicht beschwören, die aalglatten Vocals sind aber wohl keineswegs live und genau das gleiche verdammte Desaster passiert - so glaube ich - leider Gottes auch beim folgenden "Crazy" (und eventuell mit einigen Abstrichen, auch bei den beiden weiteren "Golgotha"-Songs). Völlig unverständlich und auch komplett unnötig, weil Blackie eigentlich immer noch verdammt geil singt und all die alten Hits mit Bravour und offensichtlich ohne jegliche technische Krücke durch die Halle schmettert. Pausen machen Sinn, das versteht man bei einem Künstler nahe der 60 auch. Aber so muss das doch nicht sein! Wir haben W.A.S.P. schon unzählige Male live erleben dürfen und ja, die Backingchöre kamen immer schon vom Band. Das tun sie aber auch bei den meisten anderen Bands des Globus und derartige aufgesetzte und verzichtbare Kritiken kann man auch problemlos im Kein ersticken. Solche Komplettaktionen wie heute, haben wir aber alle noch nicht gesehen.

Klar. Der Großteil der Anwesenden wird das wohl nicht mal merken und das ist auch gut so, zumal sie so auch eine amtliche W.A.S.P.-Party feiern können! Für uns liegt hier natürlich ein schwerer Schatten der Enttäuschung über einer 90-minütigen Show, die zwar weder optisch, noch musiklisch großartig überraschend, oder wesentlich anders als die der letzten Tourneen, im Grunde aber richtig geil ist und keineswegs allzu abgebrüht, satt oder greise wirkt.

Die Nadel sitzt verdammt tief und es fällt mir ehrlich gesagt und aufgrund meiner großen Liebe zu dieser Band auch verdammt schwer, diese Zeilen mit der Öffentlichkeit zu teilen!



Runterschlucken, Bier holen und das Beste draus machen. Wer weiß, wie oft man sich noch wiedersehen darf. Jede Tour kann die letzte sein, also genießen wir den Rest der Show.

Die Bühne wird wie gewohnt von Videosequenzen umrahmt, die Lightshow ist cool und die Band macht bis auf den erwähnten Fauxpas einmal mehr einen richtig guten Job. Die Songauswahl ist knapp und wird dem übergroßen Schaffen von W.A.S.P., das eine Spielzeit von mehreren Stunden benötigen würde, natürlich keineswegs gerecht. Die Show an sich ist natürlich dennoch voll von Killersongs. "The Titanic Overture" läutet die leider nur sehr kurze "The Crimson Idol"-Phase (zum Classic Review) ein. Hier singt der Commander die Solostimme wieder live und das auch saugut, bevor mit "Arena Of Pleasure" ein weiteres Highlight folgt. Das Bier schmeckt wieder!

Das Blackie Lawless der König der epischen, der dramatischen Balladen ist, ist bekannt. Das nagelneue "Miss You" ist zwar nicht die Beste ihrer Zunft, kommt mit seiner "Crimson Idol"'schen Handschrift und der stimmungsvollen Lightshow aber natürlich dennoch richtig mächtig.
Kurze Pause notwendig. Das Intro zum Überknaller "Thunderhead" darf durch die Anlage stromen. Leider eben nur das Intro, wäre dieser Track doch genau einer jener lang ersehnten und nie gehörten Classics, die wir uns seit Jahren in die W.A.S.P.-Setlist wünschen würden. Stattdessen kommt Gewohntes, selbstredend dennoch Großartiges. Das " Hellion / I Don't Need No Doctor" Package ist einmal mehr schwere Party, bevor das mächtige "Golgotha" den regulären Set (mit oben erwähnten Abstrichen) musikalisch und optisch eindrucksvoll und ebenso episch beendet!



Ok, das nächste Bier im Ärmel, geht's in den Endspurt. Dieser sollte all das gesehene noch deutlich überstrahlen und den Rathaussaal Telfs erst so richtig aus der Reserve locken! Beim sagenhaften "Chainsaw Charly" kocht der Dampf im Kessel dann so richtig. Jeder geht ans Limit, der Sound drückt jetzt richtig fett und vielleicht auch endlich eine Spur härter und lauter als noch beim regulären Set.

Bärenstark! Ebenso wie die zwei letzten Songs. Die zwei wohl größten W.A.S.P. Hits, die wohl jeder mitsingen kann, selbst wenn er nur kurz in die Welt des Hard Rock und Heavy Metal reingeschnuppert hat. "Wild Child" und "I Wanna Be Somebody" heizen nochmals richtig ein, klingen amtlich knackig und sind der erwartet großartige und umjubelte Schlusspunkt.

Songs für die Ewigkeit. Besser hat Heavy Metal nie geklungen, eine markantere Metal-Stimme wird es nie geben und genau dafür muss man dem großen Meister auch heute, trotz seiner Schwindeleien, amtlichen und zutiefst inbrünstigen Respekt und Applaus zollen!



Das Fazit zum heutigen Abend zu ziehen fällt mir ebenso schwer, wie mir dieser Bericht schwer gefallen ist, wie kein anderer der letzten zehn Jahre!

Natürlich haben wir eine handfeste Show einer unumstrittenen Legende erleben dürfen, die mit knapp 90 Minuten auch alles gehalten hat, was man sich erwarten durfte. Zudem ist es positiv, dass Meister Lawless seit seiner dubiosen Selbstfindung zum Christentum (die ihm ähnlich wie seinem schwierigen Kollegen Dave Mustaine durchaus plötzlich wiederfahren ist) offensichtlich zu einer "weniger" schwierigen Persönlichkeit geworden ist. So zeigt sich Blackie dem Veranstalter gegenüber durchaus pflegeleicht. Fotografen im Pressegraben sind zwar dennoch unerwünscht, aber damit kann man leben, vor Allem weil unser Mr. Barnes ohnehin mit dem Deluxe-Objektiv seine Kreise zieht und schonungslose Bilder zuwege bringt.

Danke für alles Mr. Lawless. Für überragende Musik und unverkennbare, einzigartige Kunst. W.A.S.P. werden für Immer und Ewig an vorderster Front der metallischen Ruhmeshallen regieren, sie werden für mich immer ein Heiligtum bleiben und die heutige Show hat dies auch bestätigt.

Fürs Schummeln und für die Mogelpackungen, gegen die selbst unsereiner sich nicht mehr wehren kann, gibt's natürlich trotzdem ein fettes Minus. Hier wiegt die Enttäuschung, vor allem bei mir, verdammt schwer.
Aber wie der geknickte die-hard W.A.S.P. Liebhaber mit so einer Enttäuschung fertig werden soll, das muss den Rest der Welt letztendlich ja auch nicht interessieren...




W.A.S.P. Setlist:

1. On Your Knees / Inside the Electric Circus
2. The Real Me
3. L.O.V.E. Machine
4. Last Runaway
5. Crazy
6. The Titanic Overture incl. Blackie Solo
7. Arena of Pleasure
8. Miss You
9. Thunderhead Intro / Hellion / I Don't Need No Doctor
10. Golgotha
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11. Chainsaw Charlie (Murders in the New Morgue)
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12. Wild Child
13. I Wanna Be Somebody

Unser Dank geht abschließen nochmals an Telfs-lebt! und in diesem Sinne auch all die anderen unkaputtbaren und so wertvollen Veranstalter des Heiligen Landes. Wir freuen uns schon auf die nächste handfeste Metal Show in "Telfs Rock City"!

Die komplette Bildergalerie gibt es wieder mal bei unserem Mr. Barnes auf Freizeit-Tirol.



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