Verdammte kacke, wie großartig ist dieser neue Aerosmith-Song? Was ist "My Only Angel" nur für unbändiger Überhit? Ich bin ja bei Gott kein unsterblicher Fan der US-Stadionrock-Legende, aber natürlich haben die großen 80er und 90er Stadionhits von Mr. Rockstar Steven Tyler, Joe Perry und Gefolgschaft auch meine Jugend unausweichlich begleitet und auch an mir sind "Permanent Vacation" und "Pump" nicht spurlos vorbeigegangen. Dafür waren diese Scheiben ja auch einfach viel zu gut!

Zwölf Jahre nach dem letzten neuen Ton, zwei Jahre nach dem Abbruch der Abschiedstournee und der traurigen Nachricht, dass Tyler nach seinem Kehlkopfbruch vielleicht nie mehr würde singen können, schlägt "My Only Angel" nun wie eine Bombe ein. Das ist definitiv der beste, groovigste und most-catchy Aerosmith Sleaze-Stadion-Hit seit über 30 Jahren. Seit "Get A Grip" haben diese Giganten nie mehr so zielsicher gerockt und auch "Problems" schlägt mit seiner dezenten UK-Note fast in genau dieselbe Weltklasselade.

Das ist ungeahnt großes Kino mit einer tight, hungrig und lebendig klingenden Band und einem wunderbar klingenden und immer noch ungeheuer cool und unsterblich gut aussehenden 78-jährigen Rockstar Steven Tyler. Seit seiner Sensations-Performance bei "Back to The Beginning" wusste man, das "Sir Tyler" wieder "kann" und nun "darf" man sich auch mit neuen Songs davon überzeugen. Dass die EP dann auch dem "Ozzy-Zögling" Yungblood eine Bühne gibt, ist natürlich schön und dank der sehr effektiv und saftig inszenierten Vocals ist man sich teils auch gar nicht sicher, welchen der beiden Sänger man hört. Egal, die vier neuen Songs sind ausnahmslos weltklasse!

"An indulgent yet muscular collaborative project shaped by the fathers, the son and the holiest of rock’n’roll…" So nennt sich die Integration des gehypten Jungspunds ins Aerosmith-Rock-Gigantenuniversum dann auch und so ist es wohl nicht mehr zu übersehen, wie schnell die wenigen "Changes"-Coverminuten beim Ozzy Abschiedskonzert einem talentierten Alternative-Sänger die größten Türen und Tore geöffnet hat. Sei dem Kerl vergönnt. Seine Stimme ist ja wirklich klasse und sofern er nicht mehr drauf hat, als "nur" gut zu singen, ohne große Songs zu erschaffen, wird er eh schnell wieder von der Bildfläche verschwinden. Die "One More Time"Aerosmith-Vitamin-B-Bombe wird ihm kurzfristig jedenfalls mal sicher sehr gut tun.

Mir tut es auch gut, Steven Tyler wieder oder vielleicht sagen wir lieber nochmal in solch großer Form zu hören und Aerosmith mit so einem unfassbar starken Lebenszeichen feiern zu dürfen. Abseits der beiden superben Songs sind auch "Wild Woman" und die superbe Ballade "A Thousand Days" absolute Weltklasse und ein gefundenes Fressen für alle, die Aerosmith, die Stones oder Guns N Roses je geliebt haben und den neugewonnenen, dezenten Brit-Einfluss gut heißen. Auch die fette Neuaufnahme des 70er Smashers "Back In The Saddle" ist aller Ehren wert und tritt richtig Arsch. Alles richtig gemacht meine Herren!

"One More Time" ist mir ein Fest, geradezu eine Ehre. Aerosmith schauen mit Mitte 70plus und mit ihren immer noch coolen Mähnen, Ketten und Federboas nicht nur immer noch ungeheuer cool aus, sie klingen auch gut und knackig und unkommerziell hitsicher wie seit 1992 nicht mehr!
Ganz großes Kino meine Herren. Chapeau!