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Leper Colony - Moderner Death Metal ist nicht kaputt genug!
In diesem Interview sprechen wir mit Marc Grewe über die musikalische Entwicklung, die Inspiration hinter den neuen Songs und die Herausforderungen, die Leper Colony während der Produktion gemeistert haben. Außerdem werfen wir einen Blick auf ihre persönliche Beziehung zum Metal und was die Zukunft für LEPER COLONY bereithält.
Bereit, in die Welt des düsteren Death-Metals einzutauchen? Dann lasst uns mit dem Interview beginnen! DarkScene: Moin und Gratulation zum starken Album, mir persönlich taugt "Those Of The Morbid" absolut (hier geht's zum Review). Seid ihr zufrieden mit den Reaktionen eurer Fans? Marc Grewe: Ja, wir freuen uns sehr darüber, dass TOTM von den Fans und auch von der Presse durchweg positiv aufgenommen wurde. Vielen Dank! DarkScene: Wie unterscheidet sich "Those Of The Morbid" von eurem Debüt-Album, das hier bei Darkscene ja auch sehr positiv aufgenommen wurde [zum Review)? Marc Grewe: Der größte Unterschied besteht darin, dass wir auf dem neuen Album die Gitarren tiefer gestimmt haben und somit das Death Metal Feeling deutlich stärker herausgearbeitet wurde als beim Debüt vor 2 Jahren. ![]() DarkScene: "Facing The Faceless" ballert direkt los wie ’n Presslufthammer – war euch klar, dass das der Opener werden muss? Marc Grewe: Ehrlich gesagt nicht unbedingt. Ich hätte mir auch durchaus den Titeltrack "Those Of The Morbid" als Einstieg in das Album vorstellen können. Aber im Nachhinein bin ich mit der Reihenfolge auf dem Album absolut zufrieden. DarkScene: Gab es besondere Inspirationen für "Those Of The Morbid" und die neun Songs? Marc Grewe: Inspiration ist natürlich unsere gemeinsame Liebe zu der ersten Generation von damals bahnbrechenden Death Metal Veröffentlichungen aus den späten 80ern / frühen 90er Jahren. Auch textlich halten wir da eine gute Mischung aus realem und fiktivem Horror gepaart mit sozialkritischem Horror, der uns momentan umgibt... da gibt es ja (leider) genügend Stoff, der zum Texten animiert. DarkScene: Ihr ballert durch fast jeden Song mit Vollgas – nur "A Story In Red" fällt atmosphärisch etwas raus. War das ein bewusstes Stilmittel zum Abschluss? Marc Grewe: Der Song ist mehr oder weniger durch einen Zufall beim „Rumklimpern“ entstanden und ist natürlich recht ungewöhnlich... im Grunde genommen ist daraus eine morbide Death Metal Halbballade entstanden... DarkScene: Wie war der Schreib- und Aufnahmeprozess im Vergleich zu euren früheren Projekten? Marc Grewe: Rogga ist jemand, der einen enormen kreativen Output hat und ein super Gespür dafür entwickelt, was zu meinem Gesangsstil, meiner Phrasierung und dem Aufbau von Spannungsbögen passt. Insofern hat er mir mehr oder weniger die Songs auf mich zugeschnitten. Ich hatte beim Hören der ersten Demos der neuen Songs Melodien für Strophen und Hooks für Refrains, so dass am Ende nicht wirklich was geändert werden musste... evtl. wurde hier und da mal ein Riff gekürzt, aber das war’s auch schon... Jon und Håkon konnten mehr oder weniger auch ihr Ding machen und transportierten mit ihrem eigenen Stil die Songs perfekt zu einem Death Metal Album im klassischen Sinne. DarkScene: Marc und Rogga, Håkan und Jon – eine Abrisscrew sondergleichen. Wie habt ihr euch als Line-up zusammengefunden, und wie läuft da die Chemie im Studio? Marc Grewe: Das Album wurde in 3 unterschiedlichen Studios aufgenommen. Rogga und Håkon leben in relativer Nähe zueinander, so dass sämtliche Gitarren und der Bass in Schweden aufgenommen wurden. Jon Rudin hat seine Drumtracks in London aufgenommen und ich meine Vocals zusammen mit meinem Haus- und Hofproducer Marc Wüstenhagen im Daily Hero Studio hier in Berlin. Wir sind allesamt lange genug dabei und haben Erfahrung, unsere Tracks komplett alleine aufzunehmen. Insofern arbeitet jeder für sich selber fokussiert an dem, was er aufnehmen möchte. DarkScene: Welche Rolle spielten die beiden neuen Bandmitglieder Håkan und Jon bei der Entwicklung des Sounds? Marc Grewe: Ich denke, die beiden bringen – wie schon vorher erwähnt – ihren eigenen Stil bei den Leads und beim Drumming ein und haben da absolute Freiheit, aber grundsätzlich sind schon Rogga und ich diejenigen, die das Grundgerüst eines jeden Songs mit den Riffs und den Gesangslinien prägen. DarkScene: Gibt es einen Song, der euch persönlich besonders viel Bock macht? Marc Grewe: Ich finde "Creature From The Deep" recht ungewöhnlich, weil wir da eine klassische Maultrommel in den Song eingebaut haben, was im Bereich Death Metal mit Sicherheit einzigartig ist. Gespielt wurde das Ding recht spontan von einem alten Freund (Oliver Recker), als er mich im Studio in Berlin besuchte und dieses Ding zufällig mitbrachte... da kam einfach die Idee, das Ding mal mit aufzunehmen, und ich finde, es gibt dem Song einen einzigartigen Klang. DarkScene: Was macht für euch den LEPER COLONY-Sound aus – pure Oldschool-Wucht oder steckt da mehr dahinter? Marc Grewe: Ehrlich gesagt machen wir uns nicht allzu viele Gedanken darüber. Wir sind da recht spontan und verlassen uns auf das gute Gespür, eingängige OSDM-Tracks zu zimmern, die einen guten Hook haben... ganz so, wie es aus den Anfangszeiten des Death Metals bekannt ist... keine Experimente, dafür steht LEPER COLONY... einfach auf die Fresse und fertig! DarkScene: Beim Hören sieht man quasi den Moshpit vorm inneren Auge – denkt ihr beim Songwriting auch ans Live-Gemetzel? Marc Grewe: Joa, mal sehen... ich glaube auch, dass die Songs sicherlich live gut funktionieren würden. Rogga hat jedoch ein Problem mit größeren Menschenmengen... allerdings haben wir durchaus Bock, mal auf ein paar Festivals zu zocken. Mal schauen… DarkScene: Was war die größte Herausforderung während der Produktion des Albums? Marc Grewe: Es gab ehrlich gesagt keine größeren Herausforderungen. Jeder von uns ist seit Jahren im Geschäft und professionell, so dass wir wissen, worauf es ankommt. Das größte Problem ist vielleicht, dass es mittlerweile keine großen Budgets mehr gibt, um Alben aufzunehmen... Ich denke, man kann schon davon sprechen, dass es mit einem größeren Budget manchmal auch ein noch besseres Mastering-Studio oder Ähnliches finanzieren könnte, aber im Grunde genommen kann man schon sagen, dass dieses Album, das mit einem winzigen Budget produziert wurde, maximal gut klingt... aber bekanntlich ist immer Luft nach oben... ![]() DarkScene: Hat sich eure Sicht auf Death Metal im Laufe der Jahre verändert? Marc Grewe: Auf jeden Fall! Heutzutage nennt man gewisse Bands „Death Metal“, die in meinen Augen überhaupt kein Death Metal sind... viel von dem neuen Zeug klingt mir zu „modern“ und nicht „kaputt“ genug, um Death Metal zu sein... der wahre Death Metal heißt bei der Presse ja mittlerweile „Old School Death Metal“... früher war es einfach Death Metal... naja... und gerade was viele neue Bands darunter verstehen, hat in meinen Augen nix mit DM und der damaligen DIY-Kultur zu tun... da sind viele dabei, die kümmern sich mehr um ihre Social-Media-Präsenz als darum, gute Musik zu schreiben... leider haben da viele Plattenfirmen ihr Übriges dazu beigetragen, dass sie nur noch Bands signen, die 100.000 Follower auf TikTok haben und jeden Tag irgendwelche Sülze posten, nur damit sie im Gespräch bleiben... aber leider ist das ja nur ein Spiegelbild unserer kranken Gesellschaft... DarkScene: Was muss eine Death-Metal-Scheibe 2025 liefern, damit sie bei euch nicht gleich in der Grabbelkiste landet? Marc Grewe: Bei mir in erster Linie einen Top-Vocalisten... es gibt leider heute wirklich wenige neue Bands, die mich da überzeugen… ich bin da eher Traditionalist. Undergang find ich da ganz cool! DarkScene: Was können eure Fans in Zukunft erwarten, habt ihr schon Bock, die neuen Tracks live zu zünden? Marc Grewe: Du wirst es nicht glauben, aber das neue Album ist schon fast fertig... DarkScene: Und zum Schluss gehören die letzten Worte wie immer meinem Interviewgast - Feuer frei! Marc Grewe: Danke für den Support!! Interview: Tobias Stahl Photo Credit: Silvester Koorevaar Mehr von Leper Colony
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