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U.D.O. - Heavy Metal im Wandel der Zeit.
U.D.O. - Heavy Metal im Wandel der Zeit.  
Die Zeiten sind anders – aber nicht schlechter. Die Mechanismen haben sich gewandelt. Man darf die heutigen Abläufe nicht verteufeln – man muss sie akzeptieren und mit ihnen arbeiten – und sie genießen.
DarksceneTom
DarksceneTom
(62 Interviews)
DarkScene: Hy Stefan, danke vorab für das Interview. Du bist trotz einiger Pausen nun schon länger an Udo Dirkschneiders Seite, als viele Eurer Fans wohl leben und mit "Dominator" (zum Review) habt ihr nun schon das zwölfte, abermals starke U.D.O. Album am Start. Was geht dir dazu durch den Kopf und wie ist Deine Beziehung zu Udo…

Stefan Kaufmann: Es stimmt. Ich arbeite seit 1978 mit Udo zusammen, das sind jetzt einunddreißig Jahre. Nach einer so langen Zeit verstehen Udo und ich uns sozusagen blind – jeder weiß, was der Andere will und auch nicht so gut findet. Das neue Album ist ein gutes Beispiel dafür: wir haben ca. zwanzig Songs aufgenommen, und als es zur finalen Titelauswahl für das Album kam, stimmten wir zu fünfundneunzig Prozent überein.

DarkScene: Wie viel Luft haben du und Udo? Zur Freude alter Fans, aber entgegen aller „Szenetrends“ trotzt Ihr mit klassischem Heavy Metal immer wieder erfolgreich allen kommenden und gehenden Trends, lasst Euren Sound zwar immer zeitgemäß klingen, orientiert Euch aber dennoch immer an Euren roots ohne Euch je zu verleugnen.

Stefan Kaufmann: Na, ich denke, dass wir alle Luft haben, die wir brauchen. Der Heavy Metal, so wie wir ihn machen, ist nun einmal unsere große Leidenschaft. Es ist richtig, wir passen ihn den modernen Gegebenheiten an, allerdings passiert das ganz automatisch. Wir gehen mit der Zeit, bleiben aber bei unserem Stil. Und für viele junge Fans ist dieser Stil brandneu. Und für uns ist es einfach die Musik, die uns am meisten Spaß macht.

DarkScene: Ich denke spätestens seit "Man And Machine" (zum Review) (meinem unumstrittenen U.D.O. Lieblingsalbum) sind U.D.O. wieder ganz oben in der Liga der europäischen Metal Bands. Liege ich falsch, wenn ich damals mit diesem Werk nach schwierigen Zeiten für den Metal in den späten 90ern einen zusätzlichen Popularitätsaufschwung geortet habe. Es scheint ja auch eine Entwicklung, die die Szene mit sich gebracht hat zumal klassischer Metal gottlob immer mehr boomt!



Stefan Kaufmann: Es stimmt. Als Udo und ich uns 1996 wieder zusammengetan haben, hatte der klassische Metal es recht schwer. Aber das war noch der Überhang der späten achtziger Jahre. Man musste als Band entweder Melody-Metal oder brutalsten Doom-Death-Trash-Metal machen, um Erfolg zu haben. Unser Ding ist aber nun einmal der klassische Heavy-Metal. Mit allem anderen hätten wir uns verbiegen müssen – und das liegt uns gar nicht. Seit Anfang des neuen Jahrtausends ist es aber mit dem klassischen Metal langsam aber stetig wieder bergauf gegangen und er ist heute wieder eine feste Größe.

DarkScene: Kommen wir zu "Dominator", einem weiteren Klassealbum das sich von Durchlauf zu Durchlauf besser zeigt. Erzähl mal von der Entstehung und erzähl uns, wie die Maschine U.D.O. hinter den Kulissen funktioniert.

Stefan Kaufmann: Unsere Arbeitsabläufe sind bei jedem Album sehr ähnlich. Zuerst kommt das Brainstorming, wo wir uns in erster Linie um Titel und Inhalte kümmern. Daraus resultieren dann um die dreißig bis vierzig Textskelette. Dann wird komponiert und aufgenommen und letztendlich gemischt und gemastert. Mit Einzug der digitalen Aufnahmetechnik ist zwar die Flexibilität viel größer als früher; die prinzipiellen Arbeitsabläufe sind aber weitgehend die Gleichen.

DarkScene: Es wäre wohl falsch die Band auf Udo und Dich zu reduzieren oder?

Stefan Kaufmann: Auf jeden Fall. Jeder steuert zu den Alben seinen Teil bei. Und bei den Tourneen und Festivals ist U.D.O. ein demokratisches Gefüge. Das macht auch meiner Meinung nach die Stärke dieser Band aus.

DarkScene: Was sind deine persönlichen Highlights der Scheibe.

Stefan Kaufmann: Kurz nach einer langen Produktion liegen mir alle Titel am Herzen. Sie sind wie Neugeborene und man weiß noch nicht, wohin sie sich entwickeln. Das kann ich erst nach einer Tournee und einem längeren Abstand zum Album sagen. Grundsätzlich aber liebe ich Songs wie "The Bogeyman" oder "Dominator".

DarkScene: Wie und vor allem wem kam die Idee unsren Udo in den superben Videoclip zu "Black And White" zu werfen, den ich übrigens sehr gelungen und eine gute Hommage an die legendären 80er Jahre Clips finde. Erzähl mal…

Stefan Kaufmann: Die Idee kam von unserem Management. Zusammen mit dem Director der Video Company, mit der wir meistens arbeiten, wurde dann der Clip entwickelt.



DarkScene: "Dominator" hat einmal mehr eine perfekte Produktion. Gerade mit den Sounds schafft ihr es wie wenige andere Bands Tradition und Moderne perfekt unter einen Hut zu bekommen, da selbst old schoolige Songs extrem fett klingen. Wie akribisch seid ihr bei den Produktionen und ist dieser von mir empfundene Effekt auch ein von Euch gewollter?

Stefan Kaufmann: Natürlich ist dieser Effekt gewollt. Bei der heutigen Produktionstechnik ist eigentlich – zumindest was das rein technische betrifft – nichts mehr zufällig. Ich war während meiner gesamten Laufbahn als Musiker oder Produzent immer offen für die neueste Technik. Und so achte ich auch heute darauf, immer mit der neuesten Technik und der besten Software zu arbeiten. Ich war diesbezüglich nie ein Traditionalist mit dem Motto: das war immer gut und wird auch weiterhin gut genug sein.

DarkScene: Erzähl mir mal etwas über das neue Coverartwork, das ich persönlich nun nicht unbedingt gelungen finde…

Stefan Kaufmann: Wir auch nicht. Aber leider waren die beiden Grafiker, die normalerweise für uns arbeiten, absolut unabkömmlich; und so haben wir es mit jemand anderem versucht – und sind enttäuscht worden. Die prinzipielle Idee ist zwar ganz gut, aber die Ausführung ist weit hinter der Idee zurückgeblieben. Das nächste Mal wird’s wieder besser!

DarkScene: Gibt es eine persönliche Favoritenliste Deiner U.D.O. Alben und welche Songs liegen dir am meisten am Herzen.

Stefan Kaufmann: Das ist unmöglich zu beantworten. Vor jeder Tour setzen wir uns zusammen und hören uns alle Alben gemeinsam an, um über die aktuelle Setliste zu diskutieren. Und dann fällt uns immer wieder auf, wie viele gute Songs auf all diesen Alben sind. Insofern würde ich sagen, dass es natürlich immer wieder einige schwächere Songs gibt. Aber eine Favoritenliste zu erstellen, würde den Rahmen dieses Interviews sprengen.

DarkScene: U.D.O. wären nicht die Band die wir lieben, gäbe es nicht regelmäßig begeisternde Live Shows. Wie sieht’s mit Tourplanungen aus und darf man Euch auch wieder in Österreich begrüßen.

Stefan Kaufmann: Zurzeit ist die Tournee noch in Planung. Die aktuellen Live-Dates kann man jederzeit auf unserer Homepage www.udo-online.de nachlesen. Ich bin mir sicher, dass, wenn nicht in diesem Herbst, wir nächstes Jahr wieder in Österreich aufschlagen werden.



DarkScene: Wie lange glaubst du ist es möglich auf Tour zu gehen und wie lange ist es vor allem für einen Frontman wie Udo Dirkschneider möglich immer wieder Topleistungen abzurufen?

Stefan Kaufmann: Solange wir gesund bleiben und es uns weiterhin soviel Spaß macht wie bisher, werden wir weitermachen. Keiner weiß, wie lange er dazu in der Lage sein wird ... wir hoffen, noch sehr lange!

DarkScene: Wie sieht das „normale“ Leben von Stefan Kaufmann aus. Ich denke du musst neben der Musik und diversen Produktionen keinem Job nachgehen um zu überleben oder?

Stefan Kaufmann: Das muss ich schon seit 1978 nicht. Es wäre auch gar keine Zeit dazu. Wenn wir gerade nicht auf Tournee sind, oder gerade keine Festivals haben, oder gerade kein neues Album ansteht, oder ich gerade keine Band im Studio produziere, genieße ich das bisschen Freizeit, das mir bleibt.

DarkScene: Die Zeiten für Bands bzw. für CD Verkäufe sind ja schon seit einigen Jahren schwer bis katastrophal. Wie siehst du als renommierter Musiker diese Entwicklung und die Einstellung vieler junger Menschen, für die Musik eigentlich nur noch Daten ohne Herz sind. (wobei dies ja bei den Metalfans zum Glück noch nicht so extrem ist, wie beim Mainstream- Konsumenten).

Stefan Kaufmann: Die Zeiten sind anders – aber nicht schlechter. Die Mechanismen haben sich seit den achtziger Jahren natürlich gewandelt. Aber die Mechanismen waren in den achtziger Jahren auch anders als in den sechziger Jahren – oder in den fünfzigen. Man darf die heutigen Abläufe nicht verteufeln – man muss sie akzeptieren und mit ihnen arbeiten – und sie genießen. Ich habe nichts gegen die digitale Welt – im Gegenteil: sie eröffnet völlig neue Möglichkeiten. Worin besteht denn der Unterschied, ob ich Musik von einer Schallplatte, von einer Kassette, von einer CD oder aus dem Laptop höre? Wenn es Musik ist, die mir gefällt, ist mir das Trägermedium völlig egal. Ich habe selber meine gesamte Platten- und CD-Sammlung digitalisiert und auf meinen Rechnern. Wenn ich etwas hören möchte, ist der Zugriff viel schneller und auch der Überblick ist viel besser.

DarkScene: Ich hatte vor Kurzem Bernhard Weiss von Axxis beim Gespräch (Link: http://www.darkscene.at/index.php?m=interview&i=138 ) und er hatte dazu auch einige sehr interessante Ansätze. Z.B., dass viele junge Bands ohne Laptop und sonstigen Studio-Schnickschnack weder auf Platte, geschweige denn live in der Lage sind zu punkten und so zu klingen, wie sie es am Endprodukt tun. Früher musstest du Talent und Herz haben um Alben aufzunehmen und live zu spielen oder? Deine Gedanken dazu…

Stefan Kaufmann: Auch hier sage ich, dass die Zeiten anders aber nicht schlechter sind. Es gab auch früher schon Blender, die ohne Einspielungen vom Band oder vom Sampler nicht performen konnten. Manchmal gab es sogar Musiker, die hinter der Bühne für diejenigen auf der Bühne spielen mussten. Das Werkzeug hat sich einfach nur geändert.



DarkScene: Es wird momentan kein Interview geben, in dem Du nicht auf die doch relativ sonderbare Accept Semi-Reunion angesprochen wirst. Mich als alten Accept Fan interessiert Deine Meinung dazu wirklich brennend…

Stefan Kaufmann: Wie Du schon richtig bemerkt hast, ist es keine Reunion – dafür fehlen ja mindestens zwei ehemalige Mitglieder. Aber prinzipiell freut es mich, dass Wolf und Peter sich entschlossen haben, wieder Musik zu machen. Beide sind hervorragende Musiker und ich bin mir sicher, dass ihr Album sehr gut werden wird – ich werde es auf jeden Fall kaufen.

DarkScene: Auch du wurdest ja darauf angesprochen wieder mit zu machen. Unter welchen Umständen hättest du eventuell ja gesagt.

Stefan Kaufmann: Unter keinen! Accept hat mich dahin gebracht, wo ich heute bin. Und wo ich heute bin, fühle ich mich sehr wohl.

DarkScene: Immer wieder kann man bis heute Vergleich von U.D.O. zu Accept lesen. Nervt so was, zumal U.D.O. mittlerweile länger bestehen als das was wir die „echten“ Accept nennen und obendrein mehr gute Alben am Start haben. Auch live sind U.D.O. für alte Fans sowieso seit Jahren die weit bessere Alternative sind, da Hits beider Bands zu Geltung kommen…

Stefan Kaufmann: Es ist doch völlig logisch, dass die Leute den Vergleich zwischen U.D.O. und Accept machen. Immerhin sind ja Udo und ich Mitglieder beider Bands (gewesen). Insofern fühle ich mich dadurch nicht genervt. Es wäre eher schade, wenn die Menschen Accept vergessen hätten. Und mit dem Live-Programm hast Du natürlich recht: wir spielen von beiden Bands die stärksten Songs und können so eine große Anzahl von Fans glücklich machen.

DarkScene: Wie lange dürfen wir noch mit regelmäßig starken U.D.O. Alben rechnen und hat Stefan Kaufmann auch noch andere musikalische Ziele oder Ideen, die es umzusetzen gilt.

Stefan Kaufmann: Solange wir gesund und munter sind und unsere Fans es wollen, werden wir weiterhin neue Alben und alles, was dazugehört (DVD’s, Live-Alben, etc.), produzieren. Meine musikalischen Ziele bestehen darin, jedes neue Album immer noch besser zu machen als das vorherige. Das wird nicht immer ganz einfach sein, insofern ist das für mich musikalische Herausforderung genug.

DarkScene: Zum Abschluss die DS-Standardfragen:

Deine aktuellen Lieblingsalben und alltime faves:

Stefan Kaufmann: Aktuell und All-Time-Favourites sind die gleichen:

The Sweet"Sweet Fanny Adams"
Judas Priest"Painkiller"
Rammstein"Herzeleid"
ABBA"Gold
Rainbow – "
On Stage*

DarkScene: Abschließende Worte an unsre Leser?

Stefan Kaufmann: Vielen Dank und ich hoffe, daß wir uns alle im Herbst irgendwo in Europa sehen.

DarkScene: Vielen Dank für das Interview!
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