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Britny Fox, Bulletboys, Pretty Boy Floyd
07.10.2008, Rock City, Uster 
 
Maggo
Maggo
(23 Live-Berichte)
Das Glam-/Sleaze-Comeback ist in vollem Gange. Dank skandinavischen Weltklasse-Bands wie Wig Wam, Crashdiet, Hardcore Superstar, The Poodles oder auch Gemini Five, die einem totgesagten Genre mit nicht mehr für möglich gehaltenen Kraftakten auf CD als auch auf Live-Bühnen neues Leben eingehaucht haben oder auch Dinosauriern wie Mötley Crüe oder Poison, die jenseits des Atlantik zwar keine Album-Verkaufsrekorde mehr aufstellen, jedoch auf ihren US-Tourneen regelmäßig jede 20.000er-Arena locker ausverkaufen, kommt ein Musikstil, der eingängiges Songwriting, bombastische Live-Shows und glamouröses Auftreten miteinander kombiniert immer eindrucksvoller aus der Versenkung zurück.

Weiteres Indiz dieser erfreulichen Entwicklung ist die Tatsache, dass immer mehr glorreiche Sunset-Strip-Helden nach langer Zeit auch live-haftig wieder mal in Europa vorstellig werden und den Youngsters eine unverbindliche Lehrstunde in „Rockstar-tum“ erteilen. Denn genau dies vollbrachten Pretty Boy Floyd, die wohl glitzerndsten Vertreter ihrer Zunft, im „Rock City“-Club in Uster bei Zürich mit Bravour. Noch erfreulicher als der gut gefüllte Club, war auch das ziemlich niedere Durchschnittsalter des enthusiastischen Publikums. Wer dachte hier eine Art Klassentreffen von schütteren Haupthaarträgern in ihren Vierzigern, die ihre Bierwänste in hautenge 80er Mötley Crüe-Shirts zwingen, zu erleben, war komplett am Holzweg. Ganz im Gegenteil, unzählige Spät-Teenies, von Kopf bis Fuß auf 1987 gestylt, wollten eine grandiose Rockshow erleben, wie sie sie ansonsten nur von den Erzählungen ihrer Eltern bisher kannten. Und sie wurden nicht enttäuscht.


Pretty Boy Floyd - "Rock´N´Roll Is Gonna Set The Night On Fire"

Dabei wäre der Auftritt beinahe Opfer der Schweizer Grenzbeamten geworden. Der 3 Wetter-Taft Tour-Konvoi bestehend aus Pretty Boy Floyd, den Bulletboys und Britny Fox wurde nämlich an der Italienisch-Schweizer Grenze kollektiv zum obligatorischen „Grenz-Sex“ gebeten, den wohl jeder Hard Rock/Heavy Metal-Fan aus den Vor-EU-Zeiten noch zu gut kennt. Hatte man damals nämlich eine Haarlänge von Hemdkragen plus 1 cm und dazu noch ein Tour-Shirt an, wurde einem das Eindringen eines Latex-überzogenen Zeigefingers eines Grenzbeamten in den Verdauungstrakt, um etwaige verbotene Substanzen dort „sicher“ zu stellen, fast schon zur Selbstverständlichkeit. Aufgrund dieser – äh – „Formalitäten“ und der dadurch entstandenen Verspätung der Bands fiel leider auch der Interview-Termin mit PBF-Sänger Steve „Sex“ Summers ins Wasser, der uns neben seinen Band-News sicher auch die eine oder andere interessante Anekdote aus seinem „Nebenjob“ als Besitzer eines Strip-Clubs in L.A. erzählt hätte. Aber das holen wir bei Gelegenheit sicher noch mal nach.

Nutznießer dieser kleinen Anreise-Panne war der lokale Opener namens Gulpdown, eine blutjunge, vielversprechende Schweizer Crashdiet-Version, deren Mitglieder noch weit vom 20. Wiegenfest entfernt sind. Natürlich haben die Gulpdown-Songs noch nicht ganz internationales Niveau und offensichtlich gibt´s noch die eine oder andere spielerische Unzulänglichkeit zu beheben. Doch diese Defizite können mit viel Fleiß ausgemerzt werden. Was man jedoch hat oder auch nicht hat – und NICHT lernen kann – ist Charisma, Spielfreude und Ausstrahlung – ganz einfach dieses gewisse Etwas. Und das haben diese 5 Bengels aus der Schweiz zweifellos. Eine EP ist in Planung. Darkscene wird eure Entwicklung im Auge behalten.

„Eben noch im Tour-Bus und schon auf der Showbühne“ ist nicht nur ein Spruch aus irgendeiner Rudi Carell-Show aus meiner Jugend, sondern auch das heutige Motto von Britny Fox. Zählte ich die Band schon in den 80ern nicht unbedingt zu meinen Favoriten, kann die Truppe meine Meinung auch mit ihrem heutigen Gig nicht mehr umdrehen. Mit nur mehr einem verbliebenen Gründungsmitglied, Bassist Billy Childs, ist man eigentlich ohnehin nichts mehr anderes als eine „aufgewertete“ Cover-Band und spielt ohne Glanz einen routinierten Set inklusive der Fan-Favoriten wie "Louder", "Long Way To Love" und natürlich "Girlschool", der Band-Hit schlechthin, herunter. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Aufgrund der Vorkommnisse des Tages entschließen sich Pretty Boy Floyd, die Headliner der Tour, am heutigen Abend schon mit Startnummer 2 auf die Bühne zu gehen. Ich bin ja schon mehr als gespannt, wie sich die wohl beste Glam-Band aller Zeiten, die 1989 mit dem Album "Leather Boyz With Electric Toyz" das Highlight einer gesamten Epoche erschaffen hat und der trotzdem der ganz große kommerzielle Durchbruch verwehrt geblieben ist, 11 Jahre nachdem sich unsere Wege bei einem Konzert im „Roxy“ in West Hollywood letztmalig gekreuzt haben, live präsentieren werden. Drummer Kari Kane nimmt zwar um einige Kilos erweitert aber nichtsdestotrotz top aufgeputzt hinter den Kesseln Platz. Auch Gitarrist Kristy „Krash“ Majors ist nicht mehr der 100-prozentige „Pretty Boy“ der alten Zeiten. Aber egal – auch Rockstars werden älter. Nicht jedoch Sänger Steve „Sex“ Summers. Fit und agil wie eh und je beweist der Ausnahme-Frontman nicht nur, dass er trotz des ausschweifenden Einsatzes von Lippenstift und Eyeliner „100% Mann“ ist, sondern dass er nach wie vor in der Lage ist, alle alten Hits stimmlich einwandfrei zu interpretieren. Ein Kracher jagt den anderen. Angefangen mit dem Opener "Leather Boyz With Electric Toyz" performen die 3 Ur-Mitglieder verstärkt von Neo-Bassist JK Famous einen gnadenlos fulminanten Hit-Set, der keine Wünsche übrig lässt. Die absolute Vollbedienung einer arschtighten Band. "48 Hourz", "Rock´N´Roll (Is Gonna Set The Night On Fire)", "I Wanna Be With You", "Toast Of The Town", "Wild Angels", "Rock´N´Roll Outlaw", "Your Mama Won´t Know", "Only The Young". Nichts wird ausgelassen. Pretty Boy Floyd rocken nach wie vor wie die Weltmeister. So wird´s gemacht, meine Herren, und nicht anders. Perfekt.

Dass die Bulletboys nach dieser Demonstration einer idealen Rockshow mit ihrem doch über weite Strecken durchschnittlichen Songmaterial ein wenig abstinken würden, war eigentlich unvermeidbar. Mit viel bluesigem Einschlag spielte man zwar einen absolut sauberen Gig herunter. An die Energie, die Effizienz und die Hitqualitäten ihrer Vorgänger kamen die Jungs rund um Sänger Marq Torien ganz einfach nicht mehr heran. Sicher haben auch die Bulletboys einige Single-Hits überwiegend vom 88er-Debüt im Ärmel. Doch weder "Hard As A Rock" noch "For The Love Of Money" und nicht einmal der Mega-Smasher der Band "Smooth Up In Ya" können den verbliebenen Rest des Publikums zu übermäßigen Jubelstürmen hinreißen. Jedoch war schon im Vorfeld klar, dass man als eigentlicher Support Act zu doch schon recht fortgeschrittener Stunde nach dem Headliner nicht mehr mächtig abräumen wird können. Trotzdem war die Performance der Bulletboys unter Berücksichtigung der Bedingungen ganz okay.

Fazit: Cooler Club, nette Leute, moderate Merch-Preise und ein Haupt-Act, der in jeder Hinsicht zu überzeugen wusste. Die Reise hat sich ausgezahlt. Definitiv.

Fotocredits gehen an die charmante, extra aus Belgien zum Gig angereiste Alexandra Léonard. Vielen Dank für die coolen Pics.


Bulletboys - "Smooth Up In Ya"
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