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Threshold
08.03.2013, Kulturfabrik, Kufstein 
 
DarksceneTom
DarksceneTom
(139 Live-Berichte)
Eine lange Winterpause liegt hinter uns. Zwei Monate ohne ein amtliches Konzert sind für den "Süchtler" wahrlich nicht ohne und eine gefühlte Ewigkeit. Gleichzeitig mit den ersten Frühlingsgefühlen und dem erbarmungslosen Fönsturm über Innsbruck, macht sich heute aber der erste musikalische Sonnenstrahl am Tiroler Himmel breit. Und es ist nicht irgendwer der uns heute nach Kufstein lotst.
Es sind Threshold. Die Briten sind nicht nur eine der verlässlichsten und begnadetsten (Prog) Metal Bands des letzten Jahrzehnts, sie haben im vergangenen August mit einem Meisterstück namens "March Of Progress" (zum Review) auch das vielleicht beste und schönste Album des Jahres 2012 veröffentlicht.



Cryptex

Als sich mit Cryptex die erste Band des heutigen Abends auf die Bühne wagt, ist die KuFa noch beinahe leer. Böse Zungen würden behaupten, dass das egal ist. Denn was die selbsternannten Progressive Folk Rocker aufführen, ist keineswegs wirklich relevant. Nicht nur optisch ist die Truppe aus Hannover beinahe surreal. Schottenrock, Anzug und Schlips sind irgendwie eine gleich komische Mischung, wie auch der Sound des Trios. Der ist im ideologischen Ansatz wohl keineswegs schlecht, kommt aber überhaupt nicht auf den Punkt und verendet auf halber Strecke als Mixtur aus Bombast Rock, psychedelischem Folk und Woodstock Flair. Vielleicht können die durchaus talentierten Jungs ihre großen Ansprüche in Zukunft noch in bare Münze umwandeln, derzeit reicht es dafür leider nicht.
Ein schwacher Start in den Abend.

Enochian Theory

Von den drei Proggern aus Portsmouth habe ich mir da schon mehr erwartet. Die Vorabeindrücke, die ich mir rein gezogen habe konnten einen wirklich stilvollen Auftritt versprechen, aber irgendwie sollten auch Enochian Theory nicht wirklich zünden. Wie viele andere unserer Zeit streben die Briten nach dem, was uns Bands wie Riverside oder Oceansize so großartig vormachen, und ein bisserl bombastische Porcupine Tree darfs der Herkunft halber auch noch sein. Das ist gut gemeint und kann auf Platte auch funktionieren. Live muss man aber mehr bringen als nur gute Semi-Handarbeit. Die ruhigen Momente sind lähmend, die Songs sind livehaftig zu wenig spannend und packend, und wenn dann noch die Hälfte vom Band kommt, ist das für solch "ehrliche" Musik auch nicht gerade förderlich. Enochian Theory sind eine von sehr vielen Bands einer Szene, aus der nur die wirklich großartigen Könner herausragen und sollten die drei Engländer jemals zu Post-Rock Spitze zählen wollen, haben sie noch einen weiten Weg vor sich.

Ich will hier den Kommentar unserer MoshMashine nicht als Weisheit letzten Schluss gelten lassen, aber sein "Emotional-Total-Banal!" Mini-Schüttelreim beim Verlassen der Halle nach den ersten leb- und höhepunktslosen Songs hat schon was für sich…

Threshold

Nachdem die beiden enttäuschenden Support Acts mit einem kühlen Blonden runtergespült wurden, kann man sich endlich auf den Headliner freuen. Nach der "Critical Mass" Tour beehren die Briten heute bereits zum zweiten Mal unser Tirolerland. Nach dem Ausstieg und tragischen Tod von Ausnahmestimme Andrew Mc Dermott ist bekanntlich wieder Altsänger Damien Wilson mit an Bord und nachdem er bereits am fulminanten "March Of Progress" Studioalbum alle Kritiker (zu denen auch ich mich zählte) verstummen ließ, zeigt der Mann auch heute, dass Threshold weiterhin aus dem Vollen schöpfen können.

Auch wenn nicht jeder Song der McDermott Ära in gewohnter voller Pracht umgesetzt werden kann, und die warme und markante Note des Schotten bei einigen Songs unverkennbar fehlt, können Threshold auch mit Ausnahmestimme Wilson am Zenith der Szene mitspielen. Die Band ist selbstredend einmal mehr perfekt. Hier stimmt einfach alles und jeder einzelne präsentierte Song der Könner ist ein Gaumenschmaus. Das unfassbar atmosphärische "Mission Profile" vom "Subsurface" Album eröffnet den Set in bombastisch, magischer Weise. Der Sound ist nach einigen kleinen Problemen zu Beginn der Show kristallklar und eigentlich viel zu schön für die Location und die eher traurige Crowd von 100 Musikgenießern.



Threshold überzeugen von Beginn an mit Perfektion und Wucht, berühren aber vor allem einmal mehr mit ihren faszinierenden Melodien und großartigen Songstrukturen. Keine andere Prog-Band hat solch eine perfekte Balance aus Eingängigkeit und Niveau. Keine andere Band kann so poppig sein, ohne dabei auch nur zu einer Sekunde kitschig zu klingen. Mit "Don’t Look Down" und "Coda" werden zwei geradlinigere "March Of Progress" Songs an den Anfang der Setlist gestellt und das ist gut so. Hier kommen auch jene in Schwung, denen die Nummern der Südengländer nicht auswendig von den Lippen gehen. Threshold bemühen sich in Folge um einen fast kompletten Streifzug durch ihre gesamte Discografie und nach dem überraschenden "Part Of The Chaos" gibt es mit "Colophon" ein auch nicht unbedingt zu erwartendes, aber perfekt funktionierendes Düsterepos von "Extinct Instinct".

Das hat alles unfassbare Klasse und wird vor allem durch eine unfassbar sympathische und "very britishe" Performance von Damien Wilson (der mittlerweile zum brachialen Vollbartträger mutiert ist) zum absoluten Erlebnis. Dem Kerl strahlt die Spielfreude trotzt der mageren Kulisse förmlich aus dem Arsch. Wilson agiert mit dem Publikum, streift immer wieder durch die Menge, um sich mit den Mädels Aug in Aug herrliche Gesangslinien aus dem Brustkorb zu pressen, oder einfach nur mit seinen Fans abzuklatschen. Nicht mal der Ausfall seines Mikros kann ihn aus der Bahn werfen. Ganz großes Kino und man glaubt ihm jedes Wort, wenn er erzählt, dass hier und heute zwar die kleinste Zuschauermenge der bisherigen Tour am Start ist, die Stimmung aber wirklich bombig ist.



Die Show ist weltklasse! Natürlich wäre einem der ein oder andere große Hit vom "Wounded Land"-Debüt oder aber auch von "Critical Mass" und "Hypothetical" noch am Herzen gelegen, aber egal. Wir jammern auf allerhöchstem Niveau und das beweist uns ein traumhaft filigranes "Pilot In The Sky Of Dreams" mit seiner unter die Haut gehenden Schönheit ebenso locker wie der "Clone" Hit "Angels". Ein vollständiges Threshold Konzert müsste ohnehin mindestens vier Stunden andauern, um all den großen Momenten dieser Ausnahmeband gerecht zu werden und weil wir eben leider nicht im Märchenland leben, sondern die harte Realität heutzutage zumeist von Liveshows um die 80 Minuten erzählt, nehmen wir was wir kriegen mehr als gerne hin und saugen es dankbar auf.

Threshold lassen sich nämlich keineswegs lumpen, und bieten eine 1 ¾ Stunden andauernde Hammershow. Ein wunderbares "Ashes" und das pikfeine "Staring At The Sun" strahlen wie Sterne vom Himmel, bevor ein brachiales und überragendes "Long Way Home", und das nicht von dieser Welt stammende "Rubicon" den grandiosen Hauptset beenden.

Unfassbar und spätestens nach den beiden Zugaben des sagenhaften "Hypothetical" Openers "Light And Space" und einem unverzichtbaren Überhit wie "Slipstream" und nachdem Damien Wilson bis lange nach der Show im Publikum steht, um mit den Fans zu plauschen und für Fotos zu posieren, sind sich alle einige: Besser kann ein Konzert nicht sein und professioneller und sympathischer kann eine Band nicht agieren!

Wir bedanken und verneigen uns vor Threshold und freuen uns schon heute auf das nächste Mal!




Setlist Threshold:
1. Mission Profile
2. Don’t Look Down
3. Coda
4. Part of the Chaos
5. Colophon
6. Pilot in the Sky of Dreams
7. Ashes
8. Angels
9. Staring at the Sun
10. Long Way Home
11. The Rubicon
---
12. Light and Space
13. Slipstream

Es war genial. Es war traumhaft schön. Was die Herren dazu geritten hat mit "Return Of The Thought Police" den besten Songs ihres neuen Albums ebenso nicht zu spielen, wie "Consume To Live" und "Paradox" vom großartigen Debüt bleibt zwar ungeklärt, tut aber nichts zur Sache. Es war ein Wahnsinnsabend voll Ausnahmemusik von Ausnahmekönnern und der beruhigende Beweis dafür, dass Threshold nach dem tragischen Tod von Andrew Mc Dermott nicht nur auf Platte, sondern auch live immer noch in einer eigenen Liga spielen.



Das Tiroler Konzertjahr 2013 wurde also mit einer denkwürdigen Show von sechs saugut gelaunten und sichtlich Spaß habenden Vollblutmusikern und Profis eröffnet und wir hoffen, dass es in genau dieser Art und Weise weitergehen wird.

Traurig und der einzige Wermutstropfen war heute einmal mehr nur die Kulisse und abgesehen davon, dass jeder der nicht dabei war 105 Minuten perfekter Performance verpasst hat, bleibt da nur zu hoffen, dass die schnöde Tiroler Konzertlandschaft dadurch nicht einen weiteren Einbruch erlebt, denn unser Larry ist derzeit, nachdem der Hafen Innsbruck aufgrund horrender Rahmenbedingungen nahezu tot ist und auch das Komma Wörgl die Handbremse angezogen hat, die letzte konstante Bastion, die noch die Eier hat, regelmäßig geile Metal Konzerte zu buchen.

Das sollten sich vielleicht auch all jene mal vor Augen führen, die konstant darüber jammern, dass in Tirol nichts los ist, dann aber auch konstant fadenscheinige Gründe finden, den Metal Shows des heiligen Landes fern zu bleiben…..

Unser Dank für die Fotos geht an Herbert Koffou.

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