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Filter
21.08.2013, Backstage, München 
 
DarksceneTom
DarksceneTom
(139 Live-Berichte)
Filter waren irgendwie nie in unserer Nähe, wenn die seit Jahren eingeschworene Darkscene-Fancrew der Amis griffbereit war. Nach der abgesagten Tour zu " The Trouble With Angels " (für die sogar eine Show im Komma Wörgl gebucht war!) vor zwei Jahren, sollte es im August 2013 aber endlich soweit sein, dass wir unseren liebsten und den vielleicht besten Vertreter moderner harter Klänge live erleben dürfen.
Die Faszination Filter hat mich persönlich bereits im Jahre 1999 hart an den Eiern gepackt, als ich zum ersten Mal "Title Of Records" in all seiner Wucht gehört habe und seither hat mich jedes einzelne weitere Album dieser Band restlos überzeugt. So was gibt es heute nur noch selten, aber nicht mal im kritischsten Moment, kann ich an beinahe makellosen Outputs wie "The Amalgamut", "Anthems For The Damned" (zum Review), "The Trouble With Angels" (zum Review) und dem jüngsten Geniestreich "The Sun Comes Out Tonight" (zum Review) auch nur irgendwelchen groben Fehler entdecken. Vielmehr überkommt mich das Staunen über die Kombination aus Wucht und Härte im Breitwandformat und unfassbarem Hitpotential und Melodiegespür immer wieder aufs Neue.
Vor allem aber haben Filter etwas geschafft, das in der letzten Dekade nur noch wenige Bands vollbracht haben: Sie klingen unverkennbar, charismatisch und absolut eigenständig

Filter Bandchef, Mastermind und ex- Nine Inch Nails Gitarrist Richard Patrick nennt bis heute Ministry, U2 und The Cure als Haupteinflüsse für seine Kunst und viel treffender könnte man es kaum beschreiben. Besser als es Filter immer wieder aufs Neue exerzieren, kann man den Sound dieser grenzgenialen Acts nicht zu einem homogenen Ganzen verbinden. Genau deshalb waren heute gleich zwei Darkscene-mobiles am Weg nach München und genau deshalb waren heute selbst abgebrühte Konzertveteranen wie wir, wieder mal richtig aufgeregt. Nach dem guten, aber unspektakulären Auftritt der deutschen Soledown, den wir nur noch am Rande erleben, sowie der Überraschung, dass die heutige Show in der Backstage Halle und nicht im Werk stattfindet, gehen dann um exakt 21:36 die Lichter für eine der besten und genialsten Bands unserer Zeit an!



Der Beginn der Show ist gleich die erhoffte Wucht. Während Patrick neben seiner Performance noch den Mixer instruiert, um den anfangs etwas durchwachsenen Sound zu regeln, wuchten Filter mit "Welcome To The Fold" und dem grandiosen "The Take" gleich zwei massive Hämmer in die Halle. Grandios. Hart und brutal. Die erhoffte "Wall Of Sound" überkommt uns, "Jurassitol" vom "The Crow" Soundtrack geht in die Vollen, bevor ein überaus beweglicher Richard Patrik, der auch livehaftig absolut überragend zu singen vermag und auch live wie der Hybrid aus Trent Reznor und Bono klingt, zwei der absoluten Überhits vom neuen "The Sun Comes Out Tonight" Meisterwerk intoniert. "What Do You Say" und "We Hate It When You Get What You Want" sind nicht nur amtliche Bretter und härter als die meisten Metal Bands es je sein können. Es sind auch absolute Überhits mit einem in brutale Soundkulisse verpackten Popappeal versehen, das seinesgleichen sucht und eigentlich nicht von dieser Erde sein kann.
Großartig wie die ganze neue Scheibe großartiger nicht sein könnte!



Trotz all der Euphorie überkommt mich beinahe im Minutentakt der Show die kryptische Frage, warum in Europa eigentlich nur so wenige Menschen kapieren, wie überragend diese Band ist? Warum füllen hierzulande gebrechliche Rentner, künstlich aufgeblähte Hypetruppen und musikalisch höchstens durchschnittliche Szene-Barden die größten Hallen, während sich eine unabnützbare und unkommerziell ehrliche Hitmaschine wie Filter hier und heute von geschätzt 300 Nasen die Seele aus dem Leib rockt?
Die Antwort ist werden wir nicht finden. Die Welt war nie gerecht und wird es auch nie werden. Aber weiter im Takt. Richard Patrick zeigt sich im Gegensatz zu vielen seiner Landsleute jedenfalls als redseliger, zugänglicher und höchst agiler Frontman. Er erzählt von seiner bewegten Vergangenheit, von den Grenzerfahrungen und Tiefen seines Lebens, die der einzige Grund und Inhalt seiner Kunst sind. Er huldigt Gonzo Journalist Hunter S. Thompson und beschreibt seine eigene Kunst dementsprechend als "gonzo-music".
Er verneigt sich mehrmals vor den Filter Fans, die sein wahrer Ansporn und der Anspruch dessen sind, was ihn tagtäglich antreibt. Der Ausnahmemusiker mit der unfassbaren Stimme ist mittlerweile nicht nur zur Alkohol- und Drogenabstinenz gezwungen, sondern ist auch seit Jahren ein kritischer Beobachter unserer Gesellschaft. Filter sind keine politische Band, denken aber immer wieder laut über Missstände nach. Der halbballadeske Doppelschlag mit "Take This Picture" und "Surprise" sind ein ebenso nachdenklicher Mix aus eben solchen Gedanken und Selbstfindung und musikalisch selbstredend nicht nur grandios, sondern nicht zuletzt durch Patricks großartige Stimme ebenso absolute Gänsehautgarantie, wie das fabelhafte "Soldiers Of Misfortune", das die Band jenem auf tragische Weise verstorbenen jungen Mann widmet, der einst die erste Filter webpage kreierte.
Gänsehaut. Besser geht’s kaum!



Die Show steigert sich von Songs zu Song. Die Stimmung ebenso! Eine richtig geile und schweißtreibende Club-Lichtshow, richtig fetter Sound und ein amtlich in Wallung gebrachtes Publikum, das sich optisch als Mix aus Alternative, Post-Grunge, Rock und Metal vorstellt, sorgen für konstant steigendes Level und auch meine Befürchtung, dass Filter auf den Zug vieler ihrer Landsleute aufspringen würden, erfüllt sich gottlob nicht. Filter spielen keinen schnöden 50 Minuten Ami-Gig. Der Vierer rockt knappe 95 Minuten ohne Pause und ohne lapidaren "Zugagebenspielereischnickschnack". Diese Band muss sich nicht gekünstelt feiern lassen. Ihre Kunst spricht für sich und auch wenn ich vor allem in der zweiten Hälfte des Sets nicht mit einem Gros der Fans übereinstimme, da ich vor allem die erste Filter nicht so sehr liebe, wie alle Alben danach, kann man der Band zu ihrer Inszenierung nur gratulieren. Filter wissen, wie sie ihren Set kontinuierlich aufbauen und steigern müssen, um die Leute vor der Bühne richtig heiß zu machen. Der Pit von schupsenden verschwitzten Idioten in der zweiten Reihe wird immer größer, wenn Richard Patrick (der seine Lederjacke und auch die stylische Hornbrille mittlerweile längst abgelegt hat) und seine Mannen mit "Dose" und "Under" zwei Kultsongs des "Short Bus" Debüts in die Halle wummern lassen.



Nebel, grelles Licht und der mittlerweile perfekte Sound besorgen es der verschwitzten Menge amtlich. Die beiden "Title Of Records" Smasher "Skinny" und "Best Things" gehen runter wie Öl, bevor mit "So I Quit" der einzige Songs des überragenden " The Amalgamut" zum ausufernden Livespektakel mutiert. Wie hypnotisiert rocken sich Filter in ein musikalisches Intermezzo, bei dem Basser Phil Buckman mehr als gekonnt ein unter die Haut gehendes "War Pigs" von Black Sabbath mit Patricks Hysterievariante des John Lennon Manifests "Give Peace A Chance" paart, bevor Richard’s kongenialer Partner Johnny Radke mit einem amtlichen Pantera Riff wieder die Brücke zum eigentlichen Song schlägt.
Großes Kino. Die Stimmung ist am Anschlag und bei "Hey Man, Nice Shot" weiß man dann, dass das Ende naht. Noch einmal kocht die Halle und während Patrick zum Treffpunkt am Merchandisestand aufruft während er offensichtlich die beiden Mädels in der ersten Reihe für die Backstageparty klar macht und die Menge ein letztes Mal richtig tobt, gehen nach knapp 95 Minuten die Lichter einer amtlich geilen Filter Show aus.



Filter haben gehalten, was wir uns versprochen haben. Diese Band ist und bleibt eine der allerbesten unserer Zeit und jeder Metalhead, der auch nur ein wenig aufgeschlossen durchs Leben geht und sich noch nicht mit der Kunst der Amis befasst hat, der soll sich bitte schleunigst auf den Weg machen, um die Wucht, die Brutalität, das Hitpotential und die Klasse von Filter kennen zu lernen.

Genau diese unfassbare Soundwand, die Filter auf Platte vom Stapel lassen, war neben der Setlist (es ist beinahe unfassbar, wie viele Überhits hier und heute nicht gespielt wurden) vielleicht der einzige kleine Kritikpunkt der heutigen Show. Auch wenn es Jammern auf hohem Niveau ist, Filter klingen auf Platte eben noch eine Spur fetter und monströser als live. Vielleicht liegt es daran, dass die Band ohne Keyboarder auf der Bühne stehen will und somit nur eine beschnittene Variante der Loops, Samples und Elektro-Spielereien vom Band kommt. Das macht Filter zwar opisch und livehaftig noch mehr zu einer echten Rockband, nimmt der unfassbaren Soundwand, die die Amis auf Platte haben aber auch einiges an Wums, Druck und Detailverliebtheit. So klingen Filter auf Platte halt noch eine Spur fetter und monströser, aber vielleicht ist das auch nur Geschmackssache.



Fakt ist, dass wir Zeugen einer saugeilen Clubshow einer der besten Bands unserer Zeit wurden. Ich bin zwar immer noch baff, dass eine Überband wie Filter, die Industrial Rock, Alternative, Metal und Electro-Pop vereint wie keine andere und die seit Jahren ein überirdisches Songwriting zelebriert, am alten Kontinent noch immer in kleinen Clubs spielt, während in den USA vom Roland Emmerich bis zu tausenden Fans sprichwörtlich jeder an ihre Tür klopft. Aber daran werden meine Zeilen wohl auch nichts ändern.
Selber schuld, wer die Klasse dieser Band nicht kapiert…

Filter Setlist:

1. Welcome to the Fold
2. The Take
3. Jurassitol
4. What Do You Say
5. We Hate It When You Get What You Want
6. (Can't You) Trip Like I Do
7. Take a Picture
8. Surprise
9. Soldiers of Misfortune
10. Dose
11. Under
12. Skinny
13. The Best Things
14. So I Quit ("War Pigs", "Give Peace A Chance")
15. Hey Man Nice Shot













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