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Axel Rudi Pell
14.02.2014, Kaminwerk, Memmingen 
 
DarksceneTom
DarksceneTom
(139 Live-Berichte)
"Sold-out" hieß es bereits im Vorfeld der Axel Rudi Pell Show im schmucken Kaminwerk Memmingen und nach den beiden erlebten, superben Performances der "Circle Of The Oath" Tour war es natürlich nahezu aufgelegt, dass wir auch einen Stop der "Into The Storm" Tour besuchen würden. Nachdem der allwöchentliche Schiurlauberwechselwahn, der den Tiroler bekanntlich mit nicht enden wollenden Staus nahezu den ganzen Winter dazu verbannt "nicht" über die Landesgrenzen zu fahren, auch erst samstags stattfinden würde, konnte man getrost und gemütlich über den Fernpass in das hübsche mittelalterliche Schwabenstädtchen steuern.

Es mag ja heutzutage schon was heißen, wenn der abgebrühte und durch ein Vierteljahrhundert Konzertgeschichte geprägte Routinier innerhalb von knapp zwei Jahren gleich drei Headlinershows ein und desselben Künstlers aufsucht (der nicht Hell heißt) und sich dabei auch nicht scheut, dafür jedesmal zumindest einen Pass und mehrere hundert Reisekilometer auf sich zu nehmen. Axel Rudi Pell hat dieses Kunstwerk vollbracht und mich mit seinen überragenden letzten Alben und den durchwegs schwer begeisternden Liveshows so beeindruckt, dass sich das schwarze Darkscene-Mobil nun also nach Kaufbeuren (zum Livereview) und Lindau (zum Livereview) im Jahre 2012, schon zum wiederholten Mal ins Allgäuer Schwabenland bewegt. Aber keine Sorge, die Reise sollte sich auch heute lohnen...



Rebellious Spirit

Nachdem uns im Vorprogramm von ARP zuletzt die Recken von Mad Max zwei mal mehr gelangweilt als unterhalten hatten, war es diesmal am jungen Blut von Rebellious Spirit, die ausverkaufte Halle in Memmingen auf Vordermann zu bringen. Dass es nicht einfach sein würde, die kritischen Augen und Ohren der sleaze- und glamtauglichen End 80er-Redaktion zu überzeugen, stand dabei schon im Vorfeld fest. Deutscher Hard Rock mit offensiver Glam- und Sleaze Note ist eine der musikalischen Gaben, die mitunter am Schwersten zu verdauen sind. Die Coolness und Leichtigkeit der amerikanischen Vorbilder wird seit Menschengedenken nur in seltensten Fällen erreicht und auch die dreckige Lockerheit, die neuere skandinavische Acts wie Crash Diet, Crazy Lixx oder Gemini Five präsentieren, liegt unseren deutschen Nachbarn nur in den seltensten Fällen im Blut. So verhält es sich auch bei Rebellious Spririt, die irgendwie dennoch das große Los gezogen haben, wenn sie nach nur einem veröffentlichten Album bereits mit Axel Rudi Pell auf Tour gehen können. Nicht jede blutjunge Band (der älteste der Jungs ist gerade mal 20 Jahre alt, die anderen allesamt 17 oder 18!) darf jeden Abend vor mehreren hunderten Leuten oder gar ausverkauften Hallen spielen.

Die Euphorie und der Enthusiasmus sind der Truppe um die Gebrüder Fischer (vox, bass) dabei natürlich auch nicht abzusprechen. Bemühtestes Posen und von großen Vorbildern inspiriertes Stageacting und optisch durchgestylte Bühnenklamotten erzählen von den späten 80er Jahren des Sunset Strip, die Grundthematik jedoch auch von den Landsleuten Kissin' Dynamite, weshalb ich kurzerhand mal wieder an unseren Redaktionskollegen DD denken muss, der mir an dieser Stelle sicher wieder (s)eine kleine Anti-Kissin Dynamite-Story zu erzählen hätte.



Was Rebellious Spirit auf der Bühne fabrizieren ist jedenfalls ebenso löblich, wie ihre Inspiration. Es ist ohne Frage auch durchaus ebenso sympathisch, wie dass die allesamt von Frontman Janik komponierten Songs des Debütalbums "Gamble Shot" vom roten Faden der großen Schule der 80er Jahre geziert und von den Vorbildern der Band geprägt sind. Dass die Nummern trotz der sehr euphorischen Performance des beinahe vollständig olympiareif durchtrainierten Vierers nicht gerade herausragend sind, die Klasse erkennbarer Vorbilder wie Britny Fox, TigerTailz oder Steelheart nicht erreicht wird, und man es trotz all des Bemühens dann doch eher wieder mit durchschnittlicher deutscher Glam-Kost zu tun hat, die ihre Herkunft einfach nicht leugnen kann, ist somit durchaus zu verschmerzen. Rebellious Spirit sind ja noch blutjung. Ihre kurzweilige Liveperformance, vor Allem ihr nahezu perfekt und rau vorgetragenes Bon Jovi Cover zum Smasher "You Give Love A Bad Name" und nicht zuletzt ihre sympathische Attitüde lassen für die Zukunft aber durchaus hoffen...

Axel Rudi Pell

Nach einer knapp 40-minütigen Umbaupause ist es um exakt 21:36 soweit. Die Lichter gehen aus und die ersten Töne des "Into The Storm" Intros (zum Albumreview) schallen in massiver Lautstärke durch die Halle, in der mittlerweile eine Temperatur von gefühlten 60° Celsius herrscht. Noch nimmt man die Sache gewohnt gelassen, spätestens als Gottstimme Johnny Gioeli aber die ersten Strophen von "Burning Chains" in atemberaubender Lautstärke und gewohnt treffsicherer Manier durch die Anlage haucht, ist aber schon wieder Gänsehaut pur angesagt. Der neuerlich wie ein aufgedrehter Derwisch über die Bühne fegende Ami ist ohne Zweifel einer der besten, wenn nicht der beste Hard Rock Sänger dieses Planeten und neben dem einmal mehr sympathischen und zurückhaltend (...Mr. Pell zeigt sich enorm gut gelaunt und extrovertierter als zuletzt, vermeidet es aber dennoch sich als Mittelpunkt zu inszenieren.) agierenden Mastermind Axel Rudi Pell der ultimative Blickfang. Der Sound ist wuchtig und laut, leicht übersteuert aber dennoch astrein. Der Start in die Show mit den gleich zu Beginn gezündeten Klassikern "Nasty Reputation" (spitze!) und "Strong As A Rock" (von den Fans geliebt, für mich eher verzichtbar) stimmungstechnisch absolut perfekt ausgewählt.



Man ist volley mitten drin in einer packenden und perfekten Show. Auch hier und heute vergeht die Zeit wie im Flug. Nach dem amtlichen neuen Hit "Long Way To Go" ist zum ersten Mal zentimeterdicke Gänsehaut angesagt. Wenn Johnny seinen einstigen Bandeinstand in Form der Jahrhundertballade "Oceans Of Time" zelebriert und seine Wahnsinnsstimme durch die Halle schmettert, stellt es einem immer wieder jedes noch so kleine Körperhärchen zu Berge. Solche Momente erlebt man selten und sowas kann auch den abgebrühten Veteranen amtlich aus der Bahn werfen. Weltklasse, ebenso wie der nächste Moment. Ist die Neil Young Rock N Roll Hommage "Hey Hey My My" am neuen Album in meinen Augen noch ein absoluter Bremser, so macht sich der Song live richtig gut. Das liegt natürlich einmal mehr an Johnny Gioeli, der mit seiner unfassbaren Stimme alle in seinen Bann zieht. Dass ARP bei diesem Song auch die Chance nützen, Zitate großer Hard Rock Ikonen einzubauen passt hier auch perfekt und so zeigen sich sowohl die kurze Deep Purple-Verneigung, wie auch das Rainbow Vermächtnis "Man On A Silver Mountain" ebenso als überaus würzig eingestreute Momente, wie der knackig rockende Klassiker "Warrior".



Die Stimmung ist am Kochen, leider folgt darauf jedoch der erste kurze Gähner der Show. Ich bin ja wirklich für old-school Attitüde bei Rockkonzerten, aber die klassische Solokacke braucht heutzutage einfach kein Schwein mehr. Dass Master Axel himself innerhalb der Songs seine Momente hat ist logisch, songdienlich und passend. Warum aber muss ein renommierter Act, der unsagbare Hits für mehrere Stunden zur Verfügung hätte immer wieder einen Platz für ein Keyboard- und Drumsolo einbauen? Das braucht kein Mensch meine Herren und das Grinsen von Rough Silk-Gründer Ferdy Doernberg (...der wieder mit tollen Backingvocals brilliert) macht es auch nicht besser. Dasselbe gilt für das Solo von Neuzugang Bobby Rondinelli, der seine Sache während der Show richtig gut macht, beim Drumsolo jedoch ohnehin nicht die spektakuläre Performance seines Vorgänger Mike Terrana anstinken kann.

Schade um die Zeit, denn spätestens nach dem epischen "Into The Storm" Titeltrack nimmt die Show gerade dann wieder richtig Fahrt auf, als man schon langsam ängstlich auf die Uhr blicken und das nahende Ende befürchten muss. Mit dem "Circle Of The Oath" Kracher "Before I Die" (zum Albumreview), dem grandiosen "Mystica" und einem ausuferndem Medley um meinen persönlichen Axel Rudi Pell Lieblingssong, dem beinhart riffenden "Too Late", das um "Call Her Princess", einen Jam Part und den Klassiker "Eternal Prisoner" erweitert wird, steuert nicht nur die Stimmung zum nächsten Höhepunkt, auch der Hauptset der Show neigt sich nach knapp 90 Minuten leider schon dem Ende zu.



Die Band lässt sich dann nicht lange bitten, um für die Zugaben auf die Bühne zurück zu kehren. Gut gelaunt und zu Scherzen aufgelegt zeigt sich der Meister auch hier extrovertierter, als bei der letzten Tour und auch wenn wir heute leider auf absolute Klassiker wie "Carousel" oder "Fool Fool" ebenso verzichten müssen, wie auf andere herausragende Songs, ist der Zugabenteil natürlich auch allererste Klasse. Das epische Meisterwerk "Masquerade Ball" raubt einem sowieso immer wieder den Atem. Dieser Ausnahmesong ist nicht nur wegen der neuerlich gänsehautfördernden Vocals von Gioeli ein überdimensionales Hard Rock Meisterstück. Ohne Frage einer der besten Songs aller Zeiten und für mich schon seit Jahren auf einer Stufe mit den epischen Klassiker-Hymnen von Rainbow, Dio oder Black Sabbath. Umso mehr ist es schade, dass Axel Rudi Pell diesen 11-minütigen Epic nie in voller Pracht aufführen, sondern auch heute wieder "Casbah" mit einbauen. Aber natürlich jammern wir hier auf hohem Niveau und noch während ich mir insgeheim denke, dass ich "Masquerade Ball" irgendwann einfach nochmal in voller Länger erleben will, peitschen mir ARP bereits das endgültige Finale entgegen. "Rock The Nation" holt nochmal alles aus der, mit hohen Durchschnittsalter und mitunter "schnittigem" BRD-Haarwerk betuchten Menge raus und lässt ein abermals perfektes Konzert nach beinahe exakt zwei Stunden unter tosendem Jubel der Fans zu Ende gehen.



Es war einmal mehr eine großartige Axel Rudi Pell Hard Rock Show einer perfekt und tight eingespielten Band. Ein absoluter Genuss, an dem im Nachhinein eigentlich nur das alte Leid der subjektiven Songauswahl Grund zur Kritik lässt. Das leidige Thema bei einem Act wie Axel Rudi Pell wird, ebenso wie bei anderen Größen die solch eine Vielzahl an großen Songs im Repertoire haben, immer die Setlist sein. Jedem kann man es natürlich nicht recht machen. Dennoch hätte ich vom neuen Album noch gern Kracher wie "Tower Of Lies" oder "Touching Heaven" oder "Changing Times" gehört. Ich würde auch liebend gern mal das majestätische "Devil Zone" live erleben, ich würde für all die Ausnahmesongs von "Shadow Zone" sterben und auch "Circle Of The Oath" hätte locker fünf oder sechs Übernummern zu bieten, die einen live amtlich umwerfen würden.
Die Shows mit drei bis vier Stunden Spielzeit gibt es aber leider zumeist nur in unseren Träumen und so steigen wir am Ende der Nacht, trotz der leisen Kritik über die Solomomente und gefühlte 20 fehlende Hits, nach einer neuerlich großartigen Axel Rudi Pell Show einmal mehr restlos befriedigt in unseren Boliden, um durch ein vollmonderhelltes Allgäu zurück in die Tiroler Bergheimat zu kurven.

Setlist:

1. Burning Chains
2. Nasty Reputation
3. Strong As A Rock
4. Long Way to Go
5. Oceans of Time
6. Hey Hey, My My (Into the Black)
7. Warrior
8. Keyboard Solo (by Ferdy Doernberg)
9. Into the Storm
10. Drum Solo (by Bobby Rondinelli)
11. Before I Die
12. Mystica
13. Too Late / Call Her Princess / Jam / Eternal Prisoner / Too Late
--
13. The Masquerade Ball / Casbah
14. Rock the Nation



Auch die dritte Axel Rudi Pell Show in nur zwei Jahren hat alle Erwartungen erfüllt. Man kriegt beim sympathischen Axel und seiner superben Band immer wieder perfektes und zeitloses Hard Rock und Melodic Metal Entertainment, einen perfekten Mix aus knackigen Hymnen, Gänsehautballaden und epischen Monumenten geboten und wird sicher nie enttäuscht. Axel Rudi Pell live sind ein Genuss für Jedermann und kann verdammt noch mal jedem Fan ehrlicher Hard Rock und Metal Klänge fernab allen Kitsches empfohlen werden. Wer sich in den letzten drei Dekaden irgendwann mal "Metaller" geschimpft hat, der muss sich hier wohl fühlen und wer den Sound von ARP nun tatsächlich nicht mag, nicht mögen will, oder ein etwaiges Mögen aus elitären Gründen einfach nicht zugeben kann, der soll sich die nächste Show schon allein wegen der unfassbaren Gänsehautperformance von Johnny Gioeli trotzdem ansehen. Denn das was dieser Ausnahmesänger hier immer wieder aufs Neue zelebriert ist definitiv nicht von dieser Welt!

Die nächste Chance dafür sollten all die Ungläubigen am Bang Your Head Festival, oder dem zweiten Teil der "Into The Storm Tour" im Herbst des Jahres nützen. Wer weiß, vielleicht sieht man sich ja bei der ein oder anderen Show...









@C
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