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Cover  
Jacobs Moor - Self (CD)
Label: Eigenproduktion
VÖ: 20.10.2017
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Art: Review
Werner
Werner
(1250 Reviews)
8.5
Erst aufgrund des Interviews mit Reinhard Müller von The Inner Me drang der Name Jacobs Moor gänzlich zu mir durch. Die Wiener Combo existiert bereits seit 2010 und suhlt sich im gepflegten Power Metal, der wiederum von modernen und progressiven Elementen flankiert ist. So weit, so unaufgeregt. Die eigentliche Überraschung wurde für mich perfekt, als dass kein geringerer als ex-Stygma IV Shouter Ritchie Krenmaier zusammen mit Drummer Rainer Lidauer diese Combo anführt. Den Werdegang Ritchie’s hat also jene Sektion der DS-Crew total verschlafen, welche Stygma IV (bzw. Stigmata/Big Heat) seinerzeit lange supportet und noch länger nachgeweint hat. Wenigstens konnten wir dank der zwei Crimson Cult Werke (feat. Ex-Stygma IV Klampfer Günther Mayer) vertröstet werden.

Doch zurück zu Jacobs Moor, deren früheres Schaffen ein vollständiges Album ("All That Starts") und eine EP ("The Evil In Me") umfasst. Beide Tonträger erhielten fast ausnahmslos herausragende Kritiken im In- und Ausland und konnten eigentlich nur eines zur Folge haben: nämlich einen kräftigen Motivationsschub um neues Songmaterial zu komponieren – namentlich: "Self". Plüschmetaller und Prog-Verweigerer können sich spätestens jetzt schöneren Dingen des Lebens widmen, weil Jacobs Moor den kompositorisch unbequemen (und keineswegs verkopften) Pfad begehen. Sprich, Power Metal mit Eiern oder wahlweise mit Hooklines, die einer solchen Titulierung wahrlich gerecht werden. Dem dezenten Touchieren zum Thrash Metier kann meine Person nur Löbliches abgewinnen, denn dadurch ist das Korsett alles, nur nicht eng gesteckt. Namen wie Enola Gay, Nevermore und Prong fliegen gelegentlich durch den Raum, von bloßem Abkupfern eines bekannten Genre-Vertreters sind die Kerle allerdings so weit weg, wie der 1.FC Köln von der CL-Qualifikation, so sehr ich dem Stöger Peda den Ligaverbleib aus tiefstem Herzen gönne.

Das Kollektiv ist handwerklich nicht nur gut, nein, es ist exzellent beschlagen. Dies wirkt sich das ebenso auf die angedeutete Individualität und somit auch auf die Handschrift bei den zehn Tracks selbst aus. Ganz speziell das herrlich stampfende Kraftbündel "Falling To Pieces" ist eine Machtdemonstration, die man nicht alle Tage hört. Der Uptempo-Kracher "Distance" und das spannungsgeladene "Neglacting The Path Of The Sun" brauchen wie die ersten drei/vier Stücke eventuell ein wenig Anlaufzeit, kommen dann jedoch zur maximalen Entfaltung – und wie! Die bereits erwähnten Prong Einflüsse finden sich im Übrigen in "Delusion" am meisten wieder – also tief fliegende Stakkato Riffs und keine Ende in Sicht! Im darauf folgenden "Hate Of A New Kind" knüppelt sich das Quartett – selbstredend – den Weltfrust samt Blastbeats (!) aus der Seele, ehe "Hopeless Endeavour" den Kreis in balladesker Gestalt (inkl. wiederkehrendem "Fliegengeräusch" wie zu Beginn der CD) durchaus friedvoll schließt.

So sehr ich mich auch bemühe, nennenswerten Kritikpunkt bei dieser top produzierten Scheibe (Mastered by Tony Lindgren, Fascination Street Studios) finde ich keinen, außer vielleicht, dass ein – zumindest für meinen Geschmack – wenig aussagekräftiges Artwork für "Self" zum Zug kam. Das soll aber bitte nur Randnotiz sein und nicht darüber hinweg täuschen, wonach Jacobs Moor über unsere Heimat hinaus ein immenses Ausrufezeichen setzen. Dies beschränkt sich eben nicht nur auf die charismatische Stimme eines Ritchie Krenmaier. Die hier gebraute Mixtur aus Moderne, Härte, Virtuosität sowie Emotion zeigt sich ausschließlich von der Schokoladenseite und sollte man ohne wenn und aber supporten – I’m deeply impressed, gentlemen!

Trackliste
  1. March of the Flies
  2. Watching Atrocities
  3. The Absence of Me
  4. Self
  5. Falling to Pieces
  1. Distance
  2. Neglacting the Path of the Sun
  3. Delusion
  4. Hate of a New Kind
  5. Hopeless Endeavour
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