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9.0
In Flames hier noch näher vorszustellen, wäre als würde man über Metallicas Kill'em All referieren oder nochmal betonen, wie schlecht die letzte Totenmond-CD ist. Darum unterlasse ich den historischen Rückblick hier tunlichst, bei Interesse verweise ich auf Reviews früherer CDs oder auf Wikipedia.
Ich selbst war bisher kein In Flames-Fan, muss zu meiner Schande gar eingestehen, dass ich die Schweden bis vor einigen Jahren sogar vollkommen ignoriert habe, einziger Berührungspunkt waren zwei durchaus kraft- und qualitätsvolle Festival-Auftritte. Somit als Nicht-Spezialist in Sachen Melodic-Death-Elch-Metal geoutet, kann ich also relativ unvorbelastet an diese Kritik heran gehen. Und aus besagter Situation heraus bleibt mir nichts anderes, als dieses Album offenen Mundes als absolut großartig zu bewerten. Der Opener "The Mirror's Truth", zuvor schon als Single ausgekoppelt, und das folgende "Disconnected" geben die Marschrichtung vor: hartes Riffing, tolle Gitarrenharmonien, hymnenhafte Refrains und Heaviness ohne Ende. Der erste Höhepunkt ist das schleppende, ungewöhnlich melodiöse "Alias". Hier glänzt Vokalist Anders Friden, der sich ansonsten mit größtmöglicher Aggressivität durch die Songs brüllt, durch ansatzweise melodiöse Gesangsarbeit und sorgt für die nötige Abwechslung und catchy Hooklines - der Refrain besitzt schon beinahe Stadionhymnenqualität. Im balladesk anhebenden, sich langsam steigernden "The Chosen Pessimist" zeigt Anders schließlich, dass er durchaus mit echtem Gesang aufwarten kann, wenn er stellenweise wie U2s Bono seinen Weltschmerz verkündet. Natürlich hat dieses Album genau so viel mit dem Death Metal früherer Tage gemein wie Totenmond mit guter Musik. Und gerade diese Entwicklung weg von der limitierenden Härte der ersten Alben stößt anscheinend einigen Altfans und Anhängern der True-Fraktion ziemlich sauer auf. Diese konservative, absolut fortschrittsfeindliche Haltung wird dann gerne damit kaschiert, dass man Bands, die bereit sind, mit jedem neuen Album musikalisch einen Schritt vorwärts zu gehen, als kommerziellen Ausverkauf disqualifiziert. Kommerz wäre indes, eine erprobte Erfolgsformel bis zum Geht-nicht-mehr zu melken, und gerade das ist bei In Flames, die sich mit jedem Album neu definieren, nicht der Fall. Stillstand ist beinahe so schlimm wie Rückschritt und die Musikgeschichte zeigt, dass Stagnation noch jedesmal den sicheren (künstlerischen) Tod bedeutet hat. Zudem sind Vorwürfe einer Anbiederung an einen trendy Massengeschmack bei In Flames absolut unangebracht, bei solcher Heaviness ist man von Radiotauglichkeit immer noch so weit entfernt wie ein Ikea-Regal von Standfestigkeit. Als Schlussfazit belibt nur noch zu bemerken, dass sich unter den 12 Songs jedenfalls kein einziger Ausfaller befindet, In Flames einzigartige Mischung aus Melodie und kompromissloser Härte darf ihresgleichen wohl noch lange suchen und wurde auf "A Sense of Purpose" zur Perfektion geführt. In diesem Sinne müsste ich 12 mal die Sehr gut vergeben, begnüge mich aber mit 9 von 10 möglichen Smorgasbords und stelle das 10. fürs nächste Album in Aussicht. Trackliste
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Reviews
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